dpa / news aktuell - ots, 17.05.2002 

Aus Kostengründen werden Betroffene gefährdet!

Deutsche Diabetes-Gesellschaft warnt vor Kostenreduktion, Leistungsausgrenzung und Rationierung

München (ots) - Das Disease Management Programm Diabetes darf nicht zum Vorwand genommen werden, reine Kostenreduktion, Leistungsausgrenzung oder Rationierung unter dem Deckmantel einer Evidence Based Medicine zu rechtfertigen. Obgleich die Deutsche Diabetes-Gesellschaft (mit mehr als 6.400 Mitgliedern) mit ihren Ausschüssen und Arbeitsgemeinschaften sowie ihre im gesamten Bundesgebiet flächendeckend ehrenamtlich tätigen Regionalgesellschaften ihre Expertise und Zusammenarbeit anbot, haben Krankenversicherer einschließlich des AOK-Bundesverbandes eine vernünftige Umsetzung evidenz-basierter Medizin verhindert.

Daher hat die Deutsche Diabetes-Gesellschaft rechtzeitig zum diesjährigen Kongress der DDG die "Nationale Versorgungs-Leitlinie" Diabetes mellitus Typ 2, ein Konsensuspapier der Deutschen Diabetes-Gesellschaft, der Fachkommission Diabetes Sachsen, der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin, der Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft, der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) und der Bundesärztekammer entwickelt und vorgelegt. Zusätzlich wurden Praxis-Leitlinien der DDG publiziert.

In diesen Leitlinien werden gesichertes Wissen in Handlungsanweisungen zur bestmöglichen Behandlung von Menschen mit Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) umgesetzt. Diese Leitlinien sind die Basis zur Betreuung der mehr als 6 Millionen Menschen mit Diabetes in unserem Land.

Sie soll u.a. die medizinischen Fachkräfte, angefangen von den Hausarzt-Praxen über die Diabetiker-Schwerpunktpraxen bis zu Krankenhäusern und medizinischen Rehabilitations-Einrichtungen in ihrer täglichen Arbeit unterstützen.

Die "Nationale Versorgungs-Leitlinie" und die evidenz-basierten Leitlinien der DDG müssen somit auch Basis für die jetzt einzuführenden Disease Management Programme (DMP) Diabetes sein.

DMP`s müssen zwischen Kostenträgern (Krankenkassen) und Kassenärztlichen Vereinigungen (Ärztliche Selbstverwaltungsorganisationen) vereinbart werden und sollen dann für alle KV-Bereiche verbindlich sein. Sie sollen auch der Kostendämpfung dienen.

Das jetzt bekannt gewordene Disease Management Programm (DMP) der AOK, das in zwei Regionen in Baden-Württemberg erprobt wird, steht in vielen Punkten außerhalb der genannten Leitlinien. Damit wird versucht, auf Kosten einer sachgerechten und wissenschaftlich fundierten Betreuung Geld einzusparen.

Ein Anstieg von schwerwiegenden Folgeerkrankungen des Diabetes in den nächsten Jahren wird geradezu gefördert !

Eine nationale Initiative Diabetes muss ein Qualitätsinstrument zur Verbesserung der Versorgung von Menschen mit Diabetes sein. Seine Ziele sind daher:

  1. Verbesserung der Versorgungsqualität bei gleichzeitiger Kostenstabilisierung
  2. Aktive Einbindung von gut informierten und geschulten Patienten 3.
  3. Einbindung evidenz-basierten Leitlinien und der Möglichkeit ärztlicher Umsetzung
  4. Weniger reparative und mehr präventive Medizin
  5. Integrierte Versorgung
  6. Qualitätsmanagement und Qualitätsentwicklung in allen Versorgungsstufen.


Das jetzt vorgelegte Disease Management Programm Diabetes Typ 2 ist aus folgenden Gründen abzulehnen:

  1. Nationale und internationale evidenz-basierte Leitlinien werden in wesentlichen Teilen nicht berücksichtigt.
  2. Die Blutzuckereinstellung spielt bei der Therapie des Diabetes und seiner Folgeerkrankungen eine untergeordnete Rolle.
  3. Nur eine Minderheit von Typ 2 Diabetikern sollen diabetologisch evidenz-basiert therapiert werden.
  4. Die strukturierte Dokumentation bildet nur ungenügend die Qualität der Versorgung ab und lässt keine Schlüsse über die Effektivität einer Intervention zu.
  5. Der administrative und logistische Aufwand wird schätzungsweise 5 Milliarden Euro verschlingen, anstatt in die Verbesserung der Versorgung einzufließen.


Das ist ein Spiel mit Gesundheit und Wohlbefinden von Menschen mit Diabetes zugunsten von Kostenreduzierung für die AOK, die Vorreiter für andere Krankenkassenarten in Deutschland sein will.

Angesichts auch der in Zukunft notwendigen und auf gesicherten Kenntnissen basierenden Betreuung von Menschen mit Diabetes fordern wir für unsere Patienten und als Betroffene, die Nationale Versorgungs-Leitlinie als Basis der zu entwickelnden Disease Management Programmen zugrunde zu legen:

Unterstützt und getragen durch: Deutsche Diabetes-Gesellschaft, Berufsverband Deutscher Diabetologen , Bundesverband Niedergelassener Diabetologen, Regionalgesellschaften der Deutschen Diabetes-Gesellschaft, Deutscher Diabetiker Bund, Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie, Berufsverband Deutscher Endokrinologen, Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin, Berufsverband Deutscher Internisten, Verband der Diabetesberatungs- und Schulungsberufe, Verband der Krankenversicherten Deutschlands

ots Originaltext: Deutsche Diabetes-Gesellschaft DDG
Im Internet recherchierbar: http://www.presseportal.de

Rückfragen und weitere Informationen:
Pressestelle Deutsche Diabetes-Gesellschaft DDG
Kiefernstr. 6, 81549 München,
Telefon: 089 - 69340122, Telefax: 089 - 69388911,
eMail: pressestelle-DDG@wahlpr.de

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