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dpa / news aktuell - ots, 06.09.2005
Über die Hälfte aller Schlaganfälle und Herzinfarkte bei hohem
Blutdruck kann vermieden werden
Grösste Europäische Studie über Bluthochdruck veröffentlicht
Herausgegeben im Auftrag des Führungsgremiums des Anglo-Scandinavian Cardiac Outcomes Trial (ASCOT)
Die meisten Schlaganfälle und Herzinfarkte bei Patienten mit Bluthochdruck können vermieden werden,
wenn ganz einfach wirkungsvolle, moderne Medikamente zur Senkung des Blutdrucks mit einer Behandlung zur Senkung
des Cholesterins kombiniert werden.
Der Erfolg dieser Behandlungsmethode wurde zum ersten Mal bei der grössten Studie über die Behandlung
von Bluthochdruck gezeigt, die je in Europa durchgeführt wurde - das Anglo-Scandinavian Cardiac Outcomes
Trial (ASCOT). Diese Studie wurde heute beim Kongress der European Society of Cardiology (ESC) vorgestellt und
wird online in The Lancet' veröffentlicht.
Bei dem ASCOT-Versuch wurden über 19.000 Männer und Frauen mit Bluthochdruck behandelt, die ein gemässigtes
Schlaganfall- und Herzinfarktrisiko aufwiesen. Zur Kontrolle des Blutdrucks erhielten sie entweder die neueren
Medikamente - den Calzium-Antagonisten Amlodipine und den ACE-Inhibitor Perindopril - oder die herkömmliche
Kombination eines Beta-Blockers, Atenolol, und eines Diuretikums. 10.000 Patienten wurden zusätzlich mit
dem cholesterinsenkenden Medikament Atorvastatin oder einem Placebo (Pseudo-Pille) behandelt. Es handelt sich
hierbei um die bisher einzige grosse europäische Studie, bei der diese beiden Behandlungsmethoden kombiniert
wurden.
Der Mitvorsitzende des ASCOT Führungsgremiums, Professor Peter Sever, Professor für Klinische Pharmakologie
und Therapeutik am Imperial College London, International Centre for Circulatory Health, London, Grossbritannien,
sagte: "Patienten, wie sie bei ASCOT behandelt wurden, sieht man praktisch täglich in jeder ärztlichen
Praxis. Sie hatten hohen Blutdruck und wiesen drei zusätzliche Risikofaktoren auf, beispielsweise Alter
über 55 Jahre, männlichen Geschlechts und Raucher. Ihr Risiko wurde als gemässigt eingestuft. Die
Standard-Behandlungsmethode zur Blutdrucksenkung besteht aus einem Beta-Blocker und einem Diuretikum. Im Vergleich
hierzu konnten bei Patienten, die eine Kombination der modernen blutdrucksenkenden Medikamente Amlodipine und Perindopril,
sowie eine zusätzliche wirkungsvolle Behandlung zur Senkung des Cholesterins erhielten, das Risiko eines
Schlaganfalles und Herzinfarktes um die Hälfte herabgesetzt werden - die Haupttodesursachen bei Millionen
von Männern und Frauen mit Bluthochdruck."
Die Endergebnisse von ASCOT, das in Grossbritannien, Irland und den Nordischen Ländern durchgeführt
wurde, bewies, dass die Kombination von neueren blutdrucksenkenden Medikamenten das Risiko von Schlaganfällen
um etwa 25%, Herzinfarkten um 15%, cardiovaskulären Tod um 25% und neue Fälle von Diabetes um 30% senkten
- im Vergleich zur Standardbehandlung.
Die zusätzliche Verabreichung des cholesterinsenkenden Mittels Atorvastatin reduzierte das verbleibende
Risiko noch weiter, und zwar ungeachtet des ursprünglichen Cholesterinspiegels des Patienten. Die ASCOT- Patienten
hatten zu Beginn der Studie tatsächlich nur einen durchschnittlichen oder unterdurchschnittlichen Cholesterinspiegel.
Infolge der Reduzierung von Herzinfarkten und Schlaganfällen bei Patienten, die das cholesterolsenkende
Medikament erhielten und denjenigen, die mit den modernen blutdrucksenkenden Mitteln behandelt wurden, wurden
beide Abschnitte von ASCOT von dem unabhängigen Data Safety Monitoring Board frühzeitig beendet.
Der Mitvorsitzende der Studie, Professor Bjorn Dahlof, Ausserordentlicher Professor der Medizinischen Abteilung
des Sahlgrenska University Hospital/Ostra an der Universität von Göteborg in Schweden, kommentierte
die Bedeutung dieser Ergebnisse folgedermassen: "Bluthochdruck stellt ein grosses Problem im öffentlichen
Gesundheitswesen dar. Trotz der Verfügbarkeit von wirkungsvollen blutdrucksenkenden Medikamenten erleiden
immer noch viele Patienten, die in Behandlung sind, Schlaganfälle, Herzinfarkte und andere verwandte Krankheiten
wie beispielsweise Diabetes. Jetzt bieten uns die Ergebnisse von ASCOT die einfache und wirkungsvolle Kombination
von Behandlungsmethoden, die sowohl den Blutdruck kontrollieren wie auch das Cholesterin senken, um dieses Risiko
effektiver herabzusetzen. Dies sind ausserordentlich wichtige Neuigkeiten für Patienten und deren behandelnde
Ärzte."
Gemäss dieser Studie sind die Versuchsleiter der Meinung, dass die internationalen Empfehlungen zur Behandlung
von Bluthochdruck eventuell einer Überprüfung bedürfen. Sie schlagen darüberhinaus vor, dass
bei den meisten Patienten mit Bluthochdruck auch eine Behandlung mit einem cholesterinsenkenden Medikament in
Betracht gezogen werden sollte.
Sie betonen jedoch, dass Patienten, die Beta-Blocker und Diuretika einnehmen, diese Behandlung nicht abbrechen
sollten. Die Professoren Sever und Dahlof, beide Mitvorsitzende des Versuchs, kamen zu folgendem Schluss: "Diuretika
und Beta-Blocker stellen eine wirkungsvolle und bewährte Kombination zur Senkung des Blutdrucks und der damit
verbundenen Risiken dar. ASCOT hat aber bewiesen, dass für viele Patienten die Kombination von neueren Medikamenten
eine sogar noch bessere Alternative darstellen könnte. Patienten sollten die Schlussfolgerungen von ASCOT
mit ihren Ärzten diskutieren, bevor eine Modifizierung der Behandlungsmethode in Betracht gezogen wird."
Redaktioneller Hinweis
Über 330 Millionen Erwachsene in Europa und Nordamerika leiden unter Bluthochdruck. Weitere 639 Millionen
Männer und Frauen in den übrigen Teilen der Welt sind ebenfalls davon betroffen (The Lancet', Januar
2005).
Etwa 80% aller Leute mit Bluthochdruck unterliegen zusätzlichen unkontrollierten cardiovaskulären
Risiken (World Health Organization).
Die Endergebnisse des Blood Pressure Lowering Arm (BPLA) von ASCOT wurden am 4. September 2005 online in The
Lancet' (www.thelancet.com) veröffentlicht:
'Prevention of cardiovascular events with an antihypertensive regimen of amlodipine adding perindopril as required
versus atenolol adding bendroflumethiazide as required, in the Anglo-Scandinavian Cardiac Outcomes Trial-Blood
Pressure Lowering Arm (ASCOT-BPLA): a multicentre randomised controlled trial'
Bjorn Dahlof, Peter S Sever, Neil R Poulter, Hans Wedel, D Gareth Beevers, Mark Caulfield, Rory Collins, Sverre
E Kjeldsen, Arni Kristinsson, Gordon T McInnes, Jesper Mehlsen, Markku Nieminen, Eoin O'Brien, Jan Ostergren,
für die ASCOT-Versuchsleiter
Lancet 2005, Volume 366, DOI:10.1016/S0140-6736(05) - 67185-1
Erklärungen zu den beobachteten Vorteilen werden in einer gesonderten Abhandlung besprochen, die ebenfalls
online in The Lancet' (www.thelancet. com) am 4. September 2005 erschienen ist:
'Role of blood pressure and other variables in the differential cardiovascular event rates noted in the Anglo-Scandinavian
Cardiac Outcomes Trial-Blood Pressure Lowering Arm (ASCOT-BPLA)'
Neil R Poulter, Hans Wedel, Bjorn Dahlof, Peter S Sever, D Gareth Beevers, Mark Caulfield, Sverre E Kjeldsen,
Arni Kristinsson, Gordon T McInnes, Jesper Mehlsen, Markku Nieminen, Eoin O'Brien, Jan Ostergren, Stuart Pocock,
für die ASCOT-Versuchsleiter
Lancet 2005, Volume 366, DOI:10.1016/S0140-6736(05) - 67186-3
Führungsgremium des ASCOT-Versuchs
Peter S Sever
Professor für Klinische Pharmakologie & Therapeutik
Imperial College London
International Centre for Circulatory Health
National Heart and Lung Institute
St Mary's Hospital, London, Grossbritannien
E-mail: p.sever@imperial.ac.uk
Bjorn Dahlof
Ausserordentlicher Professor
Medizinische Abteilung
Sahlgrenska University Hospital/Ostra
Universität Göteborg, Schweden
E-mail: bjorn.dahlof@scri.se
Neil R Poulter
Professor für Präventive Cardiovaskuläre Medizin
Imperial College London
International Centre for Circulatory Health
National Heart and Lung Institute
London, Grossbritannien
E-mail: n.poulter@imperial.ac.uk
Hans Wedel
Professor für Epidemiologie & Biostatistik
Nordische Schule für das Öffentliche Gesundheitswesen
Göteborg, Schweden
E-mail: hans.wedel@biostat.se
Besuchen Sie die ASCOT Website:
www.ascotstudy.org
Pressekontakt:
Für weitere Informationen: Bei der ESC bis 6. September 2005: Mike
Gibbs: +44-(0)787-981-3667; Alex Greathead: +44-(0)776-673-6666;
Alison Langdon: +44-(0)777-972-2312. In Grossbritannien: Alison
Davies, Sherborne Gibbs Limited, Tel: +44-(0)121-454-4114, E-mail:
adavies@sherbornegibbs.co.uk
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