Mannheimer Morgen, 20.09.2002

Bevölkerung nutzt Diabetes-Früherkennung unzureichend

40 bis 60 Prozent der Erkrankungen nur per Zufall entdeckt

Kassel. Die Angebote zur Früherkennung von Diabetes werden nach Einschätzung des Generalsekretärs der Deutschen Diabetes-Gesellschaft, Prof. Peter Bottermann, noch unzureichend genutzt. "Die eigentlich Gefährdeten nehmen die Angebote nicht wahr", sagte Bottermann im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur in Kassel. "Vielleicht wird bei mir da etwas festgestellt", laute die Sorge vieler Menschen, die wegen Erkrankungen in der Familie wüssten, dass sie gefährdet sind. Nachdem Früherkennungs-Angebote geschaffen worden seien, müsse nun um ihre Akzeptanz geworben werden.

Nach wie vor würden 40 bis 60 Prozent der Diabetes-Erkrankungen nur per Zufall bei einem Arztbesuch aus anderem Anlass entdeckt, sagte Bottermann. Im Durchschnitt dauere es fünf bis zwölf Jahre, bis der Betroffene von seiner Diabetes erfahre. Dabei werde eine Vorsorgeuntersuchung bereits vom 36. Lebensjahr an von der Krankenkasse bezahlt. "Man muss das aber selber anpacken und zum Arzt gehen." Außerdem habe die Deutsche Diabetes-Stiftung bundesweit eine Früherkennungsaktion über die Apotheken gestartet.

Ein anderes Problem sei, dass viele Menschen nach dem Feststellen von Diabetes die Krankheit nicht sonderlich ernst nähmen. "Das ist harmloser Alterszucker", sagten viele noch immer. Gesunde Ernährung und mehr Bewegung sei zur Eindämmung von Diabetes, aber auch zur Vorbeugung sehr wichtig. Bei 30 bis 50 Prozent der Patienten, die ein Vorstadium von Diabetes entwickelt hätten, ließe sich so ein Voranschreiten der Krankheit verhindern. Bottermann äußerte sich vor Beginn des Deutschen Diabetikertages, den der Deutsche Diabetiker Bund an diesem Samstag in Kassel organisiert. (dpa)

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