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Informationsdienst Wissenschaft (idw), 07.09.2001
Ab Oktober an die Grippe-Schutzimpfung denken und den Schutz vor Pneumokokken
nicht vernachlässigen
Gemeinsame Pressemitteilung des Paul-Ehrlich-Instituts und des Robert Koch-Instituts
Das Paul-Ehrlich-Institut und das Robert Koch-Institut empfehlen allen gefährdeten Personen, sich in den nächsten
Wochen gegen die Virusgrippe impfen zu lassen. Diese stellt für Personen mit bestimmten Grundleiden und für
ältere Menschen eine besondere gesundheitliche Gefährdung dar, die im schlimmsten Falle tödlich
enden kann.
Alle gefährdeten Personen sollten sich in den nächsten Wochen und Monaten gegen
die Virusgrippe impfen lassen, dies empfehlen das Robert Koch-Institut in Berlin und das Paul-Ehrlich-Institut
in Langen. Für Personen mit bestimmten Grundleiden und für ältere Menschen stellt eine Influenzavirus-Infektion
eine besondere Gefährdung dar, weil es im Krankheitsverlauf häufig zu Komplikationen kommt. Oft sind
dies bakterielle Lungenentzündungen, die tödlich enden können. "Der beste Schutz vor einer
Virusgrippe besteht in der rechtzeitig durchgeführten Impfung, die aufgrund der hohen Veränderungsfähigkeit
der Influenzaviren jährlich mit dem aktuellen Impfstoff der Saison wiederholt werden sollte", betont
Reinhard Kurth, Präsident des Robert Koch-Instituts.
Wichtig ist die Influenzaimpfung außerdem für Personen, die täglich mit vielen Menschen in Kontakt
kommen. So sind zum Beispiel Ärzte und Pfleger, aber auch anderes Krankenhauspersonal mit direktem Patientenkontakt,
in erhöhtem Maße einem Infektionsrisiko ausgesetzt und können während ihrer Tätigkeit
die Influenzainfektion auf andere übertragen, in diesem Fall auf die besonders gefährdeten kranken oder
alten Menschen. Gleiches gilt für die Beschäftigten in Altenpflegeheimen.
Die Influenza-Impfung sollte möglichst schon im Oktober oder November durchgeführt werden, da die meisten
Krankheitsfälle zwischen Dezember und April auftreten. Nach der Impfung benötigt das Immunsystem rund
14 Tage, um einen vollständigen Immunschutz aufzubauen, er beginnt frühestens nach einer Woche. Angst
vor schweren Nebenwirkungen braucht niemand zu haben. "Die seit einigen Jahren verwendeten Spaltimpfstoffe
aus abgetöteten Influenzaviren sind gut verträglich", erklärt Johannes Löwer, der Präsident
des Paul-Ehrlich-Instituts. Zudem werde jede Impfstoff-Charge vom Paul-Ehrlich-Institut kontrolliert und erst dann
zur Anwendung freigegeben.
In dieser Saison stehen in Deutschland sieben Influenzaimpfstoffe der aktuellen Zusammensetzung zur Verfügung,
die für Personen ab dem vollendeten sechsten Lebensmonat geeignet sind. Allerdings wird in den ersten 36 Lebensmonaten
eine reduzierte Dosis verwendet. Dazu kommen auch in dieser Saison wieder zwei spezielle (adjuvantierte) Impfstoffe
für Menschen, die älter als 65 Jahre sind. Möglich ist die Impfung bereits jetzt, denn bis Anfang
September konnte das PEI bereits mehr als 20 Millionen Impfstoffdosen freigeben.
Gefährlich ist jedoch nicht nur die Virusgrippe. Menschen über sechzig Jahren sowie allen Personen mit
einer erhöhten gesundheitlichen Gefährdung infolge einer Grundkrankheit (chronische Erkrankungen oder
Immundefekte) empfiehlt die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut seit 1998 die Impfung gegen Pneumokokken
(mit einem Polysaccharidimpfstoff). Für Kinder unter zwei Jahren wird bei Vorliegen einer gesundheitlichen
Störung oder weiterer Risikofaktoren eine Impfung mit einem Pneumokokken-Konjugatimpfstoff empfohlen. Pneumokokken
(Streptococcus pneumoniae) sind wichtige Erreger von Lungenentzündungen und Hirnhautentzündungen. Nach
Schätzungen sterben in Deutschland jährlich 4.000 bis 8.000 Menschen - vor allem alte und chronisch Kranke
- an (invasiven) Pneumokokken-Infektionen. Neben der Influenza sind damit Pneumokokken-Erkrankungen die häufigste
Todesursache in Deutschland, die sich durch Impfung vermeiden ließe.
"In Deutschland wird das Angebot der Pneumokokken-Impfung bisher in zu geringem Maße in Anspruch genommen",
sagt Reinhard Kurth. "Und das, obwohl sie bei Erwachsenen nur einmal durchgeführt werden muss und dann
für sechs Jahre wirksam ist", ergänzt Johannes Löwer. Ein Aufruf der beiden Institute gilt
daher allen impfenden Ärzten: Wenn bei Ihren Patienten der Pneumokokken-Impfschutz fehlt, dann ist ein gemeinsamer
Impftermin mit der Influenzaimpfung möglich. Grundsätzlich ist die Pneumokokken-Impfung das ganze Jahr
über möglich. Eine jährliche Wiederholung der Pneumokokken-Impfung sollte auf keinen Fall vorgenommen
werden.
Hintergrundinformationen
Die aktuelle Zusammensetzung des Influenza-Impfstoffs empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation,
und diese Empfehlung wird für Europa durch die Kommission der europäischen Gemeinschaften bestätigt.
Die dazu notwendigen Informationen werden von Referenzlaboratorien aus fast allen Ländern der Erde bezogen.
Die Laboratorien für Deutschland befinden sich am Robert Koch-Institut und am Niedersächsischen Landesgesundheitsamt
in Hannover. Für den Impfstoff im kommenden Winter wurde folgende Zusammensetzung empfohlen; aufgeführt
sind die derzeit zirkulierenden Stämme (kursiv) und die Stämme, deren Antigene in den neuen Impfstoffen
enthaltenen sind:
- ein A / New Caledonia / 20 / 99 (H1N1)-ähnlicher Virusstamm (Reassortante IVR-116)
- ein A / Moscow / 10 / 99 (H3N2)-ähnliches Virus (Reassortante RESVIR 17)
- ein B / Sichuan / 379 / 99-ähnlicher Stamm (B / Johannesburg / 5 / 99 oder B / Guandong
/ 120/2000)
A und B bezeichnen die Virustypen, der Ortsname bezieht sich auf den Ort der Virusisolierung; die erste Ziffer
gibt die Nummer des jeweils isolierten Stamms an, die zweite bezieht sich auf das Isolierungsjahr; mit H und N
werden die beiden wichtigsten Proteine der Virushülle Hämagglutinin und Neuraminidase abgekürzt,
die Ziffer dahinter bezeichnet den aktuellen Hämagglutinin- bzw. Neuraminidase-Subtyp. Reassortanten sind
Influenzavirus-Stämme, die in ihrer Oberflächen-struktur den aktuellen Wildtypviren entsprechen, aber
besonders gute Wachstumseigenschaften in Hühnereiern aufweisen. Das Hämagglutinin spielt eine zentrale
Rolle bei der Etablierung einer schützenden Immunantwort gegen Influenzavirus-Infektionen.
Das Influenza-Geschehen in der gesamten Bundesrepublik Deutschland wurde bislang über das Sentinelsystem der
Arbeitsgemeinschaft Influenza (AGI) in Marburg in enger Zusammenarbeit mit dem Nationalen Referenzzentrum für
Influenza verfolgt. Ab der Saison 2001/2002 wird die AGI unter Federführung des Robert Koch-Instituts in neuorganisierter
Form weiterarbeiten. Zukünftig wird das Robert Koch-Institut neben der epidemiologischen Gesamtleitung auch
die Meldedaten des Infektionsschutzgesetzes (IfSG) einbringen, die das Institut seit Januar 2001 erhält. Mit
dem Inkrafttreten des IfSG ist erstmals der direkte Nachweis von Influenzaviren meldepflichtig geworden (IfSG §7
Abs. 1 und §12).
Weitere Informationen
Zur Influenza-Saison 2000/2001: Epidemiologisches Bulletin 36/2001 http://www.rki.de/INFEKT/EPIBULL/EPI.HTM
Übersicht der für die Saison 2001/2002 zugelassenen Impfstoffe gegen die Virusgrippe http://www.pei.de/professionals/fluimpf_2001.htm
Ratgeber zur Influenza http://www.rki.de/INFEKT/RATGEBER/RAT.HTM
Zur Impfung gegen Pneumokokken-Infektionen: Epidemiologisches Bulletin 12/2000 und 28/2001 http://www.rki.de/INFEKT/EPIBULL/EPI.HTM
Impfempfehlungen der Ständigen Impfkommission am Robert Koch-Institut
http://www.rki.de/GESUND/IMPFEN/IMPFEN.HTM
Arbeitsgemeinschaft Influenza: http://www.dgk.de/agi
Weitere Informationen finden Sie unter:
http://www.pei.de/pm/2001/12_2001.htm
http://www.pei.de/professionals/fluimpf_2001.htm
http://www.rki.de/INFEKT/EPIBULL/EPI.HTM
http://www.rki.de/INFEKT/RATGEBER/RAT.HTM
http://www.dgk.de/agi
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