Weltweit leiden nach dem neuen Weltbericht zu Hunger und Unternährung 2001 der Ernährungsorganisation
der Vereinten Nationen (FAO) rund 815 Millionen Menschen an Unterernährung; jeden Tag verhungern Tausende
von Kindern und Erwachsenen. Am heutigen Welternährungstag wird der Kampf gegen Armut und Hunger daher erneut
ein zentrales Thema sein. Doch auch in den Industrieländern stehen Ernährungsprobleme auf der Tagesordnung.
So sei fast jeder zweite Deutsche nach dem „Body-Mass-Index“, der Körpergröße und Gewicht in Relation
setzt, übergewichtig, berichtet die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE). Zudem kosten ernährungsabhängige
Erkrankungen das Gesundheitssystem 100 Millionen Mark jährlich.
Zu den häufigsten Todesursachen hier zu Lande zählen Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Als einer der zentralen
Risikofaktoren dafür gilt ein erhöhter Cholesterinspiegel, also eine zu hohe Konzentration der so genannten
Blutfette. Zu viel Blutfett lässt die Gefäße verkalken und führt zur Arteriosklerose. Durch
die damit verbundene schlechtere Durchblutung wichtiger Organe kann es dann zu einem Herzinfarkt oder Schlaganfall
kommen.
Doch unser Körper benötigt auch Cholesterin: als Baustein für Zellmembranen ebenso wie für
die Bildung von Hormonen und Gallensäuren. „Unsere Leber synthetisiert jeden Tag Cholesterin“, erklärt
die Ernährungsberaterin Helga Strube von der DGE-Sektion Niedersachsen. „Hinzu kommt das mit der Nahrung aufgenommene
Cholesterin.“ Wichtig für einen ausgewogenen Blutfetthaushalt sind vor allen das so genannte LDL-Cholesterin
sowie das HDL-Cholesterin. Während das „gute“ HDL-Cholesterin die Arterien vor Fettablagerungen schützen
kann, begünstigt das LDL-Cholesterin Gefäßveränderungen. Es lagert sich an den Arterienwänden
an und bildet dort Plaques, die den Blutfluss hemmen.
„Eine der Hauptursachen für einen erhöhten LDL-Cholesterinspiegel ist das Übergewicht“, sagt Strube.
„Zwar gibt es eine Reihe von Betroffenen, die eine angeborene Fettstoffwechselstörung haben und ohne blutfettsenkende
Medikamente (Lipidsenker) nicht auskommen, doch der Großteil hat sein Krankheitsrisiko durch eine bewusste
Ernährung und Lebensweise selbst in der Hand.“ Neben dem Übergewicht rechnet Strube Bluthochdruck, Rauchen,
Diabetes und Bewegungsmangel zu den Risikofaktoren für Arteriosklerose.
Für die Ernährungsberaterin hat der Umgang mit dem Blutfett viel mit der persönlichen Einstellung
zu tun. „Natürlich ist es bequemer, eine cholesterinsenkende Pille zu nehmen“, sagt sie. „Aber in vielen Fällen
würde es reichen, wenn die Betroffenen ihre Lebensweise ändern.“ Schon mit einer Pizza, einem Teewurstbrot
und einer Portion Erdnüsse sei die empfohlene Tagesmenge von 80 Gramm Fett erreicht, rechnet Strube vor. „Die
meisten Leute sind immer ganz erschrocken, dass so viel versteckte Fett in der Nahrung enthalten sind.“
„Man sollte allerdings nicht nur weniger Fett essen, sondern auch auf die Auswahl achten“, meint die Ernährungsberaterin.
So sei es günstiger, weniger gesättigte Fettsäuren zu essen, wie sie in tierischen Fetten wie Butter
oder Schmalz stecken. Zum Braten und Backen empfiehlt Strube stattdessen Olivenöl oder geschmacksneutrales
Rapsöl. „Da sind viele einfach gesättigte Fettsäuren drin. Damit senkt man das LDL-Cholesterin.“
Allerdings sind die einfach ungesättigten Fettsäuren nicht ganz so wirksam wie die mehrfach ungesättigten
oder die besonders günstigen Omega-3-Fettsäuren aus Fischprodukten.
Wer überdies sein Gewicht reduziert, mindestens zwei Seefischmahlzeiten pro Woche sowie reichlich ballaststoffreiche
Lebensmittel zu sich nimmt, dafür seinen Zuckerkonsum einschränkt und ausreichend Sport treibt, ist auf
dem richtigen Weg zu einer cholesterinbewussten Lebensweise. Leicht umsetzbare Tipps für eine gesündere
Ernährung bietet auch die Gesundheitskampagne „5 am Tag“. Die Kampagne basiert auf epidemiologischen Studien,
die zeigen, dass Menschen, die viel Obst und Gemüse essen, seltener an Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen,
Bluthochdruck, Übergewicht und Diabetes erkranken. Für die optimale Schutzwirkung empfehlen die Organisatoren
zwei Portionen Obst und drei Portionen Gemüse pro Tag, insgesamt sollte das eine Tagesmenge von etwa 600 Gramm
ergeben.
„Man weiß erst seit kurzem, welche bahnbrechenden Wirkungen die Bioaktivstoffe aus Obst und Gemüse entfalten“,
erklärt Strube. Zufrieden ist die Ernährungsberaterin, dass die knackige Kosten inzwischen auch in Deutschland
mehr und mehr Anhänger findet. Laut Ernährungsbericht 2000 der DGE hätten die Deutschen jedoch immer
noch einen Nachholbedarf. „Im europäischen Vergleich essen wir einfach noch zu wenig Obst und Gemüse“,
sagt Strube.
Literatur zum Thema
- Informationen über die Kampagne sowie Hintergrundwissen zu wirksamen Pflanzeninhaltsstoffen liefert die
Info-Broschüre „5 am Tag Obst & Gemüse“. Sie kann für eine Mark plus vier Mark Bearbeitungsgebühr
beim 5 am Tag e.V., c/o Deutsche Krebsgesellschaft, Hanauer Landstraße 194, 60314 Frankfurt, Internet: www.5amtag.de,
bestellt werden.
- Das offizielle Kochbuch zu „5 am Tag“ mit leckeren und gesunden Rezepten heißt „Die schnelle Vitalküche“,
kostet 29,90 Mark und ist im Verlag Gräfe und Unzer erschienen.
- Hinweise für Menschen mit Fettstoffwechselstörungen bietet die DGE-Infothek die Broschüre „Essen
und Trinken bei Fettstoffwechselstörungen“. Sie kann bei der DGE, Godesberger Allee 18, 53175 Bonn, zum Preis
von einer Mark angefordert werden.
- Wer auf seinen Cholesterinspiegel achten muss, findet außerdem im GU-Koch- und Backbuch „Cholesterinspiegel
senken“ eine Fülle von Rezeptideen, die den Cholesterinhaushalt nicht belasten (Gräfe und Unzer Verlag,
42 Mark).