Pressemitteilung der Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt
vom 17. Oktober 2001:
Im Vordergrund: Die bessere Versorgung chronisch kranker Menschen
Zur Vorstellung der Disease-Management-Programme der Ersatzkassen erklärt
Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt:
"Unabhängig von ihrer Bedeutung für das Gesundheitswesen müssen sich
alle Akteure dem unterordnen, was die beste Versorgung der Patientinnen und Patienten ist. Seit Regierungsantritt
arbeiten wir an der Umsteuerung des Systems der gesetzlichen Krankenversicherung, damit die Patientinnen und Patienten
im Mittelpunkt stehen und Qualität und Wirtschaftlichkeit gesteigert werden. Dem dienen die Gesundheitsreform
2000 und unsere bereits verabschiedeten Gesetze sowie die Gesetzesinitiativen, die noch in der parlamentarischen
Beratung sind.
Umsteuerung in Stufen
Zur gezielten Umsteuerung in Richtung Qualität und Wirtschaftlichkeit gehört
die Neuorientierung des Wettbewerbs innerhalb der gesetzlichen Krankenkassen. Dieser Wettbewerb weist bisher Defizite
auf und hat einige Verwerfungen mit sich gebracht. Wir wollen, dass der Krankheitszustand der Patientinnen und
Patienten und die damit verbundenen Kosten stärker als bisher bei den Ausgleichszahlungen berücksichtigt
werden. Dies ist nicht von heute auf morgen zu erreichen. Deshalb ist ein Stufenplan notwendig, der zu diesem Ziel
führt. Dazu gehört die Einführung von Disease-Management-Programmen, also Qualitätsprogrammen
zur gezielten Behandlung von Krankheiten und ihrer Berücksichtigung im Finanzausgleich der gesetzlichen Krankenkassen.
Mit diesen strukturierten Behandlungsprogrammen verbessert sich die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten,
Folgeschäden können verhindert oder verzögert werden. Gerade Menschen mit chronischen Erkrankungen
brauchen eine gute und abgestimmte Behandlung.
Mit diesen Programmen schaffen wir die Verbindung von Qualität und Wirtschaftlichkeit.
Dies dient der Gesundheit und der Beitragssatzstabilität in der gesetzlichen Krankenversicherung. Durch die
Verknüpfung mit dem Risikostrukturausgleich führen die Disease-Management-Programme bereits kurzfristig
zu einer finanziellen Entlastung der Krankenkassen, zu deren Versicherten viele chronisch Kranke Menschen gehören.
Disease Management ist integrierte Versorgung
Die Disease-Management-Programme sind verknüpft mit dem Ziel die Hausärztin und
den Hausarzt als Lotsen des Gesundheitswesen zu stärken und verbindliche Gesundheitsziele für die gesundheitliche
Versorgung in Deutschland zu definieren.
Die chronischen Krankheiten und ihre Behandlung machen ca. 80 % der Ausgaben der gesetzlichen
Krankenversicherung aus. Deshalb ist es von unmittelbarem Nutzen für die chronisch kranken Menschen und dient
darüber hinaus der Qualität und Wirtschaftlichkeit der Versorgung.
Die Verbindung zum Hausarzt ergibt sich, weil Disease-Management verbindliche und aufeinander
abgestimmte Behandlungs- und Betreuungsprozesse über Krankheitsverläufe und institutionelle Grenzen hinweg
erfordert. Dies kann am besten der Hausarzt oder die Hausärztin leisten.
Disease-Management-Programme müssen aufgrund der medizinischen Evidenz festgelegt
werden und selbstverständlich müssen diese Programme qualitätsgesichert sein sowie kontrolliert
und evaluiert werden. Jedes Disease-Management-Programm muss durch das Bundesversicherungsamt eine Akreditierung
erhalten, also qualitätsgeprüft werden.
Die Teilnahme an Disease-Management-Programmen ist für die Versicherten freiwillig.
Es darf kein Zwang auf die Patientinnen und Patienten ausgeübt werden, sich in diese Programme einzuschreiben.
Die Menschen werden aber davon profitieren, indem sich ihre gesundheitliche Versorgung und damit auch ihre Lebensqualität
verbessert. Insofern kann von breiter Zustimmung ausgegangen werden.
Durch den sektorübergreifenden Ansatz dieser Programme werden überflüssige
Doppeluntersuchungen und -behandlungen vermieden. Auch Spätschäden wie etwa der Amputation bei Diabetikern,
die leider noch viel zu häufig notwendig werden, kann durch die Teilnahme an einem Disease-Management-Programm
vorgebeugt werden."
Quelle: http://www.bmgesundheit.de/presse/2001/2001/106.htm