Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 14.11.2002

Schon Schulkinder haben Altersdiabetes

WAZ Ruhrgebiet. Rund fünf Millionen Menschen in Deutschland sind an Diabetes erkrankt. Eine neue Studie zeigt: Patienten-Schulungen können Krankheitsverläufe stark beeinflussen.

Diabetes ist, letztlich, ein Zeichen guten Lebens: 95 Prozent der Erkrankten leiden am so genannten Typ-II-Diabetes, der zumeist aufgrund von Übergewicht und mangelnder Bewegung entsteht. Früher hieß er "Altersdiabetes", heute sind sogar schon Grundschulkinder am Typ II erkrankt.

"Wir wissen, dass wir mit vorbeugenden Maßnahmen früh beginnen müssen", sagt Prof. Michael Scherbaum, Direktor des Deutschen Diabetes-Forschungsinstitus in Düsseldorf, anläßlich des heutigen Weltdiabetestages. "Studien aus den USA und Finnland zeigen, dass Diätkost und Bewegung effektiver als Tabletten schützen."

Von 1985 bis heute stieg die Zahl der Diabetiker weltweit von 30 auf 177 Millionen. Dazu kommt, wie so oft, die Dunkelziffer: Zwei Millionen Deutsche, allein 500 000 in NRW, sind nach Schätzungen unwissend zuckerkrank. Wer Müdigkeit und Schwäche, Durst und starken Harndrang verspürt, sollte Blut oder Urin testen lassen. Denn das Gefährliche an Diabetes sind vor allem die Folgeschäden: Herzinfarkte und Schlaganfälle drohen, aufgrund schlechter Durchblutung gar Amputationen oder Erblindung. Immer noch.

Von vielen Seiten gefordert wird daher eine strukturierte Behandlung für chronisch Kranke, das so genannte Disease Management Programm (DMP). Wie auch beim Brustkrebs soll ein solches Programm für Diabetiker möglichst kurzfristig erarbeitet werden.

In NRW gibt es bereits ein deutschlandweit einmaliges Vorbild-Programm: Ein Diabetes-Strukturvertrag, initiiert von der Kassenvereinigung Nordrhein gemeinsam mit dem Landesverband der Betriebskrankenkassen will unter anderem Folgeschäden und Komplikationen, die zur Einweisung ins Krankenhaus führen, vermeiden. Dies geschieht vor allem durch Schulungen der Patienten sowie Langzeit-Beobachtungen der Risikofaktoren. Inzwischen nehmen 2000 Hausarztpraxen und 200 000 Diabetiker in NRW teil.

"Eine derart großangelegte Studie hat es bisher noch nicht gegeben", sagt Dr. Leonhard Hansen, Vorsitzender der Kassenvereinigung Nordrhein. Nicht nur die Blutzuckerwerte, auch die Fettwerte und der Blutdruck konnten bei allen Patienten gesenkt werden: "Das hat auf die Prognose bestimmter Komplikationen drastische Verbesserungen zufolge." Gleichzeitig rückt damit auch die Insulin-Spritze, die den meisten Diabetes-Patienten droht, in die Ferne.

Möglicherweise wird sie in naher Zukunft ganz Vergangenheit sein: Pharmakonzerne arbeiten an einem Insulin-Spray, das inhaliert werden kann. Derzeit wird das Spray und vor allem seine Wirkung auf die Lunge in klinischen Studien getestet, in vier Jahren soll es auf den Markt kommen.

Informationen im Internet:

http://www.diabetes-nrw.de http://www.diabetikerbund.de

Von Britta Heidemann


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Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 14.11.2002

Mars macht mobil

Zum Frühstück schnell ein Nutella-Toast, mittags Nudeln in Sahnesoße, in der Hektik des Nachmittags einen Schokoriegel zum Kaffee - furchtbar ungesund, man weiß es doch. Und lässt die Joggingschuhe trotzdem im Schrank.


Diabetes ist eine Krankheit, an der die meisten Patienten auf den ersten Blick selbst schuld sind. Sie sehen es anders - sonst käme kaum jemand auf die Idee, einen Schokoriegel-Hersteller zu verklagen - wie jüngst ein zuckerkranker Richter.

Und tatsächlich haben manche Diabetiker offenbar das Gefühl, Opfer zu sein: von Alltagsstress und Werbebotschaften, Belastungen und Verlockungen. Mars macht mobil - oder nicht? hei


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