dpa / news aktuell - ots, 28.11.2002
Studie: Akzeptanz von Disease Management wird steigen / Patientenbindungsstrategien
im Mittelpunkt
Berlin (ots) - Die Bewältigung der Krise des Gesundheitssystems
stellt Politik, Krankenkassen, Ärzte, Pharmaindustrie und Patienten vor große Herausforderungen. Den
noch vor der Bundestagswahl auf den Weg gebrachten Disease Management Programmen (DMP) zur standardisierten Behandlung
von chronisch kranken Patienten kommt dabei eine besondere Rolle zu. Die Patienten werden in größerem
Maße als bisher eingebunden: Zum einen indem sie durch stärkeres persönliches Engagement zum Behandlungserfolg
beitragen müssen. Zum anderen wird der Eigenanteil der Patienten an den Kosten steigen. Dies zeigt eine Studie
der Unternehmensberatung Cap Gemini Ernst & Young, für die 50 Vertreter von Pharmaunternehmen sowie darüber
hinaus Krankenkassen, Ärzte und Patientengruppierungen befragt wurden.
Die Untersuchung zeigt, dass auch neue Preiskonzepte denkbar sind. So kann beispielsweise künftig die Höhe
der Zuzahlungen vom Grad der Mitarbeit bei der Therapie abhängen. Aber auch die Pharmaindustrie wird sich
im Zuge der DMP von einem reinen Medikamentenanbieter zu einem Dienstleistungsanbieter entwickeln und Patientenbindungsstrategien
aufbauen müssen. "Vor allem die Akzeptanz der DMP wird von den Beteiligten noch sehr gering eingeschätzt.
Nichtsdestotrotz herrscht Einigkeit, dass sich entsprechende Programme in Deutschland etablieren werden",
fasst Dr. Rolf Badenhoop, Vice President bei Cap Gemini Ernst & Young Life Sciences zusammen.
Behandlungskosten werden nicht sinken
Weitgehend einig sind Life Sciences-Industrie, Krankenkassen und Ärzte, dass der Erfolg der Disease Management
Programme von der konkreten Ausgestaltung abhängen wird. Die Gemeinsamkeit endet aber bei der Frage nach der
gesetzlich vorgesehenen Verknüpfung von DMP und Risikostrukturausgleich. Die Industrie kann kein Problem darin
erkennen - nur 22 Prozent sehen eines - während die Mehrheit der Krankenversicherer und Ärzte in der
Verbindung einen falschen Anreiz für den Aufbau der DMP sehen. Angesprochen auf ihre Erwartungen hinsichtlich
der häufig prognostizierten Kostensenkungen im Gesundheitswesen durch DMP zeigen sich die Befragten wiederum
einig: Nur 24 Prozent der Pharmaunternehmen und jeweils rund ein Drittel der Krankenkassen und Ärzte erwarten
sinkende Kosten.
Langsam steigende Akzeptanz erwartet
Die heutige Akzeptanz der DMP bei den betroffenen Patientengruppen schätzen die Studienteilnehmer durchgängig
als mittel bis niedrig ein. Vor allem in der Ärzteschaft bestehen große Bedenken. Sie meinen, dass heute
drei Viertel ihrer Patienten derartige Programme ablehnen werden. Nach Auffassung der Krankenversicherer wird sich
dieses Verhältnis in den nächsten drei Jahren umkehren. Die Ärzte und auch die Pharmaindustrie sind
sich da nicht so sicher. Sie glauben, dass auch in drei Jahren lediglich rund ein Drittel der Patienten von den
DMPs überzeugt sein werden.
Eindeutig ist die Einschätzung der Akzeptanz bei den Ärzten durch die befragten Gruppen: Niedrig,
lautet die einhellig Aussage, wobei die Industrie noch hoffnungsvoll nur 66 Prozent Ablehner in der Ärzteschaft
vermuten. Ärzte hingegen schätzen die Verweigerer in ihren eigenen Reihen auf 78 Prozent. Allerdings
wird auch in dieser "Betroffenengruppe" die Akzeptanz in den nächsten drei Jahren deutlich steigen.
Kein eindeutiges Bild zeigt sich bei der
Einschätzung der aktuellen Stimmung in der Bevölkerung. Während Pharmaindustrie und Ärzteschaft
diese nicht eindeutig einschätzen können, meinen 86 Prozent der Krankenkassen bei den Versicherten eine
deutliche Ablehnung zu DMP zu erkennen. Auch hier wird von allen in den nächsten Jahren eine Wende zum Positiven
erwartet.
Disease Management als neues Geschäftsfeld für Pharmaindustrie
Die veränderten gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen werden nicht folgenlos bleiben. So erwarten 70
Prozent der Life Sciences-Unternehmen, dass sich neue Geschäftsfelder entwickeln wie beispielsweise Dienstleistungen
im Rahmen von DMP. Auch in das Thema Kundenbindung werden sie aktiv investieren müssen, meinen 66 Prozent.
Aktuell stehen weiterhin die Entwicklung und Einführung von innovativen Produkten im Vordergrund. Schon in
drei Jahren verschieben sich jedoch die Herausforderungen den Aussagen der befragten Life Sciences Manager zufolge
in Richtung Nutzung von Disease Management-Ansätzen im Marketing und dem Aufbau eines Patienten-Beziehungs-Managements.
Studie, Pressetext und Foto Rolf Badenhoop sind im Internet verfügbar unter http://www.de.cgey.com/presse
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