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dpa, 19.11.2001
Expertin: Diäten sind Einstiegsdroge
Mehr Mädchen mit Ess-Störungen
Hannover (dpa). Ess-Störungen
bei Mädchen äußern sich nach Ansicht einer Expertin schon in der frühen Pubertät. „Drei
Viertel der 13- bis 14-jährigen Mädchen haben schon Diäterfahrung“, sagte Marike Evers von der AOK
Niedersachsen. Diese Entwicklung sei erschreckend und werde durch das immer strengere Schlankheitsideal der Gesellschaft
begünstigt. Fragen wie: „Darf ich essen oder nicht, bin ich dick oder dünn, attraktiv oder nicht“ beschäftigen
Evers zufolge viele Mädchen in ihrer Pubertät.
Ein überschlankes Schönheitsideal und der allgegenwärtige Perfektionsdrang der Moderne ließen
das Essverhalten von immer mehr jungen Menschen aus dem Gleichgewicht geraten. „Dabei sind die Einstiegsdrogen
die Diäten“, erklärte die Expertin. Durch Diäten werde die Nährstoffversorgung des Körpers
– die in der Wachstumsphase von besonderer Bedeutung ist – gefährdet. So werde etwa bei den 15- bis 19-jährigen
jungen Frauen der Calciumbedarf heute nur noch zu rund 56 Prozent gedeckt, wodurch die spätere Entstehung
einer Osteoporose begünstigt werde.
„Rund 15 Prozent der Betroffenen hungern sich regelrecht zu Tode“, sagte Evers. Unter Bulimie, der Ess-Brech-Sucht,
litten 2,5 Millionen Menschen, mehr als 100 000 an Magersucht und immer mehr flüchteten sich in die Essucht.
Diese setzten sich der Gefahr aus, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes mellitus oder vorzeitigem Verschleiß
des Knochen- und Gelenksystems zu erkranken. „In Deutschland ist jede vierte Frau essgestört.“ Auch die Zahl
der betroffenen Jungen und Männer nehme stetig zu.
In einem Modellprojekt versuche die AOK Niedersachsen seit einem Jahr, der gefährlichen Entwicklung entgegen
zu wirken. Dazu werde regelmäßig an verschiedenen Schulen des Landes eine Projektwoche durchgeführt,
in denen Mädchen über die Gefahren von Ess-Störungen und Unter- sowie Übergewicht informiert
werden.
Copyright © 2001 dpa
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