Informationsdienst Wissenschaft (idw), 22.11.2001 

Diabetes ohne Blutabnahme früh erkennen

Prof. Ihrig von der Märkischen Fachhochschule erhält gemeinsam mit Forscherkollegen aus Dortmund und Bochum Medizintechnik-Preis

Ein erhöhter Blutzuckerspiegel muss behandelt werden. Er führt sonst zu lebensbedrohlichen Situationen bis hin zum Koma. Nicht selten wird diese Stoffwechselkrankheit erst bemerkt, wenn schon Augen, Nieren, Nerven oder Gefäße geschädigt sind. Patienten scheuen den Weg zur regelmäßigen Kontrolle, weil sie mit Blutabnahmen und aufwendigen Glukose-Toleranztests verbunden sind. Ein Forscherteam aus Iserlohn, Dortmund und Bochum plant nun ein Nah-Infrarot-Spektrometer, das einen gestörten Blutzucker-Stoffwechsel zukünftig auch ohne Nadelstich bereits in einem sehr frühen Stadium erkennt.

Für diese Entwicklung werden Prof. Dr. Dieter Ihrig vom Labor für Umwelttechnik der Märkischen Fachhochschule, Dr. Herbert Michael Heise vom Institut für Spektrochemie und Angewandte Spektroskopie in Dortmund sowie Prof. Dr. med. Peter Altmeyer und Dr. med. Markus Stücker von der Ruhr-Universität Bochum am Donnerstag, den 22. November 2001, im Rahmen des Medica-Kongresses in Düsseldorf ausgezeichnet: Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) ehrt dort die diesjährigen Gewinnerinnen und Gewinner des "Innovationswettbewerbs zur Förderung der Medizintechnik". Das BMBF fördert mit dieser Maßnahme innovative Forschungsansätze, die gleichzeitig ein hohes Entwicklungsrisiko beinhalten. Die Gewinner erhalten eine Förderung von bis zu 500.000 Mark. Sie können damit ihre Projektidee im Rahmen eines so genannten "Schlüsselexperiments" umsetzen und die "Machbarkeit" belegen. Spätestens nach drei Jahren soll die weitere Entwicklung und Vermarktung durch die Industrie erfolgen.

Der Schlüssel für den neuen, schonenderen und schnelleren Diagnoseweg für Diabetes sind zuckerhaltige Proteine, die über mehrere Wochen hinweg in der Haut eingelagert werden. Diese zeigen einen gestörten Zuckerstoffwechsel lange vor den ersten Symptomen der Krankheit an. Ziel der Forscher ist es, einen Infrarot-Sensor zu entwickeln, der zum Nachweis dieser Proteine ähnlich einem Stethoskop auf die Haut aufgesetzt wird. Das Gerät soll preisgünstig sein und das Messergebnis sofort anzeigen. In den kommenden zwei Jahren stehen umfangreiche klinische Tests an. In diesen werden Diabetiker in verschiedenen Stadien der Krankheit mit gesunden Versuchspersonen verglichen. An der MFH werden diese Daten ausgewertet und anwendungsnahe Sensorkonzepte erarbeitet.

"Das neue Verfahren", so Prof. Dr. Ihrig, " nutzt die Strahlung im langwelligen nahen Infrarot. Hierbei werden die unter der Oberfläche liegenden Hautanteile nicht durchstrahlt, sondern sie streuen bestimmte Strahlungsanteile zurück, die präzise gemessen werden können. Allerdings ist die spektrale Absorption der gesuchten zuckerhaltigen Proteine im Infrarot-Gewebespektrum nur ein Signal von vielen. Um exakt auf deren Anteil in der Haut rückschließen zu können, sind noch zahlreiche Arbeiten zu den physikalischen und optischen Eigenschaften der Haut, sowie der Blutmikrozirkulation notwendig."

Diabetes ist eine Volkskrankheit, die mit zunehmender Lebenserwartung immer mehr Menschen betrifft. Daher rechnen die Forscher bei erfolgreichem Abschluss der Arbeiten und kostengünstiger Serienproduktion damit, dass ein solches Gerät rasch zur Standardausstattung von Kliniken und internistischen Arztpraxen zählen wird. Zwei Medizintechnikfirmen haben bereits Interesse an den Ergebnissen signalisiert.


Märkische Fachhochschule Iserlohn, 22.11.2001

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