Hannoversche Allgemeine Zeitung, 13.11.2001 

Richter verklagt Coca-Cola

Getränk angeblich für Zuckerkrankheit verantwortlich/Warnhinweis gefordert

Essen (dpa). Ein zuckerkranker Richter verlangt vor dem Landgericht Essen rund 10 200 Mark (etwa 5200 Euro) Schmerzensgeld von dem Getränkehersteller Coca-Cola Deutschland. Sein jahrelanger Konsum von Coca-Cola sei für seine Erkrankung mitverantwortlich, erläuterte der Vizepräsident des Landgerichts Neubrandenburg am Montag zum Prozessauftakt vor der 16. Zivilkammer. Zweimal täglich habe er seit 1994 zu Cola und auch Schokoriegeln gegriffen - wegen seiner hohen Arbeitsbelastung. Gegen den Süßwarenhersteller Masterfoods ("Mars", "Snickers", "Milky Way") strengt er daher ab Januar ein ähnlichesVerfahren an. Im Prozess gegen Coca-Cola soll das Urteil möglicherweise am 17. Dezember verkündet werden.

Der Vertreter des Getränkeherstellers erklärte, Cola sei ein „einwandfreies Lebensmittel". Dagegen empörte sich der klagende Hans Josef Brinkmann zum Schluss der mündlichen Verhandlung: "Soll hier etwa behauptet werden, Coca-Cola sei ein ganz normales Lebensmittel?" Seit 1994 habe er pro Jahr rund 27 Kilogramm reinen Traubenzucker verputzt, hat der 45-jährige Richter ausgerechnet. 1998 wurde bei ihm Diabetes diagnostiziert. Seiner Ansicht nach hätte Coca-Cola vor dem Zuckergehalt des Getränks und möglichen gesundheitlichen Folgen warnen müssen. "Zum Beispiel mit dem Hinweis: Nicht für dauerhaften Konsum geeignet." Das hält Coca-Cola für abwegig. Das Produkt sei nach dem Lebensmittelrecht einwandfrei und auch vorschriftsgemäß gekennzeichnet. Und einen wissenschaftlich nachgewiesenen Zusammenhang zwischen dem Konsum von Zucker und der Erkrankung an Diabetes gebe es nicht. Einen Vergleichsvorschlag des Klägers, Coca-Cola solle die Prozesskosten übernehmen und die Wirkung des Getränks auf die Gesundheit wissenschaftlich überprüfen lassen, lehnte das Unternehmen ab.

Der Kommentar

Beigeschmack

Dass Coca-Cola nicht gesund ist, überrascht eigentlich niemanden mehr. Schließlich hat uns die Mutter schon als Kind eingetrichtert: „Nein, du kriegst keine Cola! Trink lieber einen Apfelsaft." Auch in Ostdeutschland dürfte sich mit den Jahren herumgesprochen haben, dass Cola kein Gesundheitselixier ist. Dies kann man genauso wissen, wie man weiß, dass Rauchen der Gesundheit schadet, auch wenn auf den Flaschen kein ausdrücklicher Warnhinweis steht. Einen schlechten Beigeschmack bekommt die Geschichte, weil sie uns ausgerechnet von einem Richter kredenzt wird. Manchem, dem die Justiz beschieden hat, sie könne sich wegen Arbeitsüberlastung noch nicht mit seinem Fall befassen, wird sauer auf stoßen, mit was sie sich nun beschäftigen muss.

WERNER PUPPE


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