dpa / news aktuell - ots, 17.05.2002 

Hauptstadtkongress: Disease Management Programme und wie sie umgesetzt werden können

Berlin (ots) - Für die DAK fallen mehr als eine Million Patienten mit den zunächst vorgesehenen vier Indikationen in die Disease Management Programme (DMP): "Administrativ gesehen, ist es für uns einfacher, dass wir uns erst einmal auf die Indikation Diabetes mit etwa 250 000 Patienten konzentrieren können", sagte Eckhard Schupeta, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der DAK, beim Hauptstadtkongress Medizin und Gesundheit in Berlin.

Nicht so einfach ist nach Ansicht Schupetas die Rekrutierung der Patienten; hilfreich für die Krankenkasse seien Arzneimittelverordnungen, die auf die Erkrankung hinweisen. Dennoch - alle diese Patienten müssten nun erfasst werden, "damit wir sie künftig von ihrem jeweiligen Arzt so führen lassen, wie es die DMPs vorsehen". Selbstverständlich liege die Betreuung der Patienten weiterhin in den Händen der Ärzte.

Vieles von dem, was die Krankenkassen künftig bewältigen müssten, geht nach Aussage Schupetas nur in Kooperation mit den Krankenkassen-Verbänden. Trotzdem sei etwa die DAK auf die Hilfestellung eines medizinischen Dienstleisters wie Medvantis Medical Services GmbH angewiesen: "Medvantis wird dazu beitragen, dass unsere Mitarbeiter geschult werden in Richtung auf DMPs. Da ist ein medizinischer Dienstleister für uns sehr wichtig, auch mit Blick auf die praktizierenden Ärzte.

Ob jemals eine zweistellige Zahl von Indikationen für die Programme erreicht werde, lasse sich im Augenblick nicht vorhersagen. Wünschenswert sei aber, etwa Depression und andere psychiatrische Erkrankungen aufzunehmen - vorausgesetzt, es gibt dafür gesicherte Leitlinien - , und zwar deshalb, weil die Krankenzahlen stetig zunehmen, betonte Schupeta.

Die Aufgaben von Medvantis Medical Services unterteilte Dr. Jörg-Peter Schröder, Sprecher der Geschäftsführung, in drei Aspekte: Zum einen stelle sein Unternehmen Informationen für erkrankte Menschen bereit - "wir verstehen uns als Informationsverstärker des Arztes" -; zum anderen sei man bestrebt, die Nebenwirkungen von Medikamenten ergänzend zu erklären; drittens wolle man die Motivation der Patienten verstärken, "damit sie aktiv an den DMPs teilnehmen und damit die Compliance besser wird", bekräftigte Schröder. Helfen werde bei diesen Bemühungen, dass Medvantis Medical Services und DAK inzwischen eine gemeinsame Projektgruppe haben, die entsprechende Daten erarbeite und die Projekte steuere.

Zur Rekrutierung der Patienten erklärte Schröder, Patienten haben unterschiedliche Präferenzen, manche wollten telefonisch, andere per Brief, wieder andere über das Internet angesprochen werden: "Das müssen wir im Einzelfall herausfinden, damit wir mit jedem Einzelnen individuell kommunizieren können." Als weitere Aufgabe nannte Schröder, die Patienten in den Programmen zu halten, "um so langfristig die Kooperation mit den behandelnden Ärzten aufrecht zu erhalten".

So wichtig DMPs insgesamt seien, so gebe es derzeit doch auch noch Grenzen bei ihrer Umsetzung, sagte Eberhard Mehl vom Bundesverband der Allgemeinärzte. Das liege an der unzureichenden Zahl von Leitlinien, an die Ärzte sich halten könnten. Zudem mangele es vielen Ärzten an den entsprechenden Informationen, so dass Hilfsprogramme wie die von Medvantis notwendig seien. Das spreche alles überhaupt nicht gegen die DMP; erste Umfragen bei Hausärzten bestätigten gar deren große Akzeptanz in den hausärztlichen Praxen. Zusammenfassend stellte Eberhard Mehl fest: "Die Philosophie der DMP ist akzeptiert"; befürchtet werden müsse aber, dass diese positive Einstellung der Ärzte bei länger andauernder wenig sachkundiger Diskussion leiden werde.

Weitere Schwierigkeiten seien im Augenblick noch eine Verschwendung von Zeit durch hohe administrative Anforderungen; die möglicherweise fehlende Akzeptanz auf Patientenseite; eine mögliche Belastung des Vertrauensverhältnisses zwischen Arzt und Patient; die Etablierung einer Mehrklassenmedizin und schließlich fehlende finanzielle Anreize für Patienten und Ärzte.

In die Diskussion über die Rolle der Krankenkassen hinsichtlich der DMP griff Dr. Helmut Förster vom BKK-Bundesverband ein und betonte, die Kassen "haben den Versicherten durch Aufklärung, Beratung und Leistungen zu helfen und auf eine gesunde Lebensweise hinzuweisen". Zugleich verwies er auf eigene Erfahrungen mit DMP und erwähnte eine Umfrage, derzufolge knapp 80 Prozent der befragten Diabetiker die telefonische Nachfrage nach ihrem Befinden durch die Krankenkasse - additiv zur ärztlichen Versorgung - begrüßt haben. Wichtig sei weiterhin, die Vorteile der Programme darzustellen und an der Motivation der Patienten zu arbeiten.

Dr. Jörg-Peter Schröder wünschte sich im Interesse der betroffenen Patienten ein rasches Ende der langwierigen Diskussionen: " Machen wir uns doch lieber gemeinsam Gedanken darüber, wie wir die DMPs durchführen können, damit wir dazu beitragen, die Versorgung chronisch Kranker zu verbessern und insgesamt weniger Unter-, Über- und Fehlversorgung haben."

Die Medvantis Medical Services GmbH bietet innovative medizinische Service-Dienstleistungen für gesetzliche und private Krankenversicherungen an. Das Angebot umfasst unter anderem Disease Management Programme sowie Programme zur Patienteninformation und Prävention. Derzeit werden medizinische Services für rund 10,6 Mio. Versicherte in Deutschland angeboten.

ots Originaltext: Medvantis Medical Services GmbH
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