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dpa / news aktuell - ots, 26.03.2002
Apotheker kontra Versandhandel
"Krankenkassen brechen bewusst Gesetze"
Düsseldorf (ots) - Die Apotheker in Nordrhein werfen den gesetzlichen
Krankenkassen vor, gesetzeswidrig zu handeln und das Recht zu beugen. Nach Recherchen der WDR-Fernsehsendung "markt"
vom Montag erstatten nun immer mehr der rund 500 deutschen Krankenkassen die Kosten für Arzneimittel, die
über die Versand-Apotheke "DocMorris" in den Niederlanden bezogen werden. "Dies ist ein gravierender
Verstoß gegen das Arzneimittelgesetz. Versandhandel mit Medikamenten ist aus guten Gründen in Deutschland
nach wie vor verboten", erklärte am Dienstag in Düsseldorf der Präsident der Apothekerkammer
Nordrhein, Karl-Rudolf Mattenklotz, in einer Presseinformation der Körperschaft des öffentlichen Rechtes.
"Wenn gesetzliche Krankenkassen auf diese Art und Weise ungesetzlich dem Versandhandel Vorschub leisten,
so ist dies ein offener Bruch mit unserer gesellschaftlichen Ordnung", sagte Mattenklotz. Beim Versandhandel
sei zudem die Arzneimittel-Sicherheit und die pharmazeutische Fachberatung nicht gewährleistet. "Die
Krankenkassen treten den Schutz ihrer Versicherten mit den Füßen", sagte Mattenklotz. "Zu
Nebenwirkungen und Risiken können sie nicht den Postboten befragen!"
Die Beschaffung von Medikamenten via Versandhandel oder Internet könne mehrere Wochen dauern. "Die
meisten Patienten brauchen aber ihre Arzneien sofort und nicht Tage oder gar Wochen später", stellte
der Präsident der Apothekerkammer Nordrhein fest.
Heftige Vorwürfe macht Mattenklotz auch den Verantwortlichen beim Bundesversicherungsamt, den Politikern
und dem WDR. Politiker und die Aufsicht der Versicherungen schauten tatenlos zu, wie Krankenkassen das Recht beugen.
In Bayern sei sogar ein gesetzeswidriger Vertrag zwischen dem BKK Landesverband und der niederländischen
Versand-Apotheke geschlossen worden - bislang ohne Folgen. Dabei hätte die Bayerische Staatsregierung längst
eingreifen müssen, denn der bayerische Landtag hatte sich einstimmig gegen den Versandhandel mit Arzneimitteln
ausgesprochen. In dem der WDR in der Sendung "markt" den Verbrauchern aufgezeigt habe, ihre Medikamente
im Ausland zu beziehen, unterstütze der Kölner Sender die gesetzwidrigen Praktiken der Krankenkassen.
"Das war eine unjournalistische Werbesendung für DocMorris", kommentierte Mattenklotz Inhalt und
Form des unkritischen und einseitig dargestellten Beitrages.
Mattenklotz kündigte Aufklärungs-Kampagnen in den 2600 nordrheinischen Apotheken zum Thema Versandhandel
an. "Die Patienten müssen wissen, welche Leistungen ihnen vorenthalten werden und welchen gesundheitlichen
Gefahren sie durch Versandhandel ausgesetzt sind."
Weitere Informationen im Internet: www.apotheker-nordrhein.de
ots Originaltext: Apothekerkammer Nordrhein
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