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dpa / news aktuell - ots, 02.06.2003
"Diabetes erforschen und verhindern, behandeln und heilen"
Die Deutsche Diabetes Gesellschaft sieht sich vor großen Herausforderungen
Grünwald (ots) - Mit "dramatisch steigenden Zahlen"
an Diabetikern rechnet die Deutsche Diabetes-Gesellschaft in den kommenden Jahren. Doch schon jetzt ist die Zahl
der Diabetiker in Deutschland weit höher als bisher bekannt: So litten in einer repräsentativen Bevölkerungs-Stichprobe
in der Region Augsburgs rund acht Prozent der Menschen an einem bekannten Diabetes. Weitere acht Prozent waren
zuckerkrank, ohne dies zu wissen. Bei der Erhebung wurde ferner festgestellt, dass 16 Prozent der Bevölkerung
Auffälligkeiten hinsichtlich ihres Kohlenhydratstoffwechsels aufweisen, die mit einem sehr hohen Risiko für
die Entwicklung eines Diabetes einher gehen und von den Experten auch als Vorstufe der Erkrankung bewertet und
als Prädiabetes bezeichnet werden. "Damit sind rund 40 Prozent der Bevölkerung hinsichtlich ihres
Zuckerstoffwechsels auffällig und es ist folglich mit einem weiteren extremen Ansteigen des Diabetes in unserer
Gesellschaft zu rechnen", erklärte Professor Dr. Wieland Kiess aus Leipzig als neuer Präsident der
Deutschen Diabetes- Gesellschaft (DDG) beim 38. Jahreskongress der Gesellschaft in Bremen.
Bereits jetzt aber ist der Diabetes mellitus nach seinen Worten in allen Altersstufen die häufigste chronische
Erkrankung. Vor dem Hintergrund der geschilderten Daten müsse deshalb alles daran gesetzt werden, durch aktive
Bemühungen um die Prävention ein weiteres Ansteigen der Krankheitszahlen zu verhindern. "Die Zeit
des Diskutierens um die besten Strategien ist vorbei, wir müssen endlich handeln", forderte Kiess in
Bremen.
Wissenschaftliche Arbeit und zugleich Ansprechpartner für die
Diabetiker
Die Deutsche Diabetes-Gesellschaft nimmt diese Herausforderung nach seinen Worten an. Ihr Motto laute "Diabetes
erforschen und verhindern, behandeln und heilen", womit die Gesellschaft laut Kiess ihre Kernkompetenzen verdeutlicht.
Primär ist die DDG nach seinen Worten eine wissenschaftliche Fachgesellschaft. "Die Evidence basierte
Medizin ist uns ein großes Anliegen. Doch wir verstehen uns gleichzeitig als Ansprechpartner für die
Diabetiker, denn der Patient steht immer im Mittelpunkt der wissenschaftlichen Arbeit", erklärte der
Diabetologe.
Die wissenschaftlichen Erkenntnisse müssen nach seinen Worten noch stärker in die Öffentlichkeit
getragen werden und es müsse dafür gesorgt werden, dass durch das Bündeln der Anstrengungen und
Ressourcen auf vielen Ebenen für mehr Bewusstsein um die Probleme des Diabetes mellitus und insgesamt für
mehr Prävention gesorgt werde. Dabei gehe es zum einen um das Verhindern der Diabetes Entstehung und zum anderen
um das Verhindern von Folgeschäden, wenn die Erkrankung bereits aufgetreten ist. "Rund 30 bis 40 Prozent
der Bevölkerung haben von ihren Erbanlagen her die Voraussetzung für die Entstehung eines Diabetes",
erläuterte dazu Professor Dr. Hans Hauner aus München anlässlich einer Pressekonferenz zur Jahrestagung
in Bremen "16 Prozent der Bevölkerung sind bereits Diabetiker und weitere 16 Prozent sind hochgefährdet".
Nationales Präventionsprogramm wird erarbeitet
Wie dramatisch die Entwicklung ist und wie ernst die DDG die aktuelle Situation einschätzt, zeigt die Gründung
der "Arbeitsgruppe Prävention des Typ 2-Diabetes durch LifeStyle-Änderungen", die Professor
Dr. Jan Schulze aus Dresden in Bremen bekannt gab. Auch Schulze machte darauf aufmerksam, dass insbesondere die
Zahl der Typ 2-Diabetiker in Deutschland dramatisch ansteigt und das nicht nur bei den älteren Menschen, sondern
auch bei den jüngeren Erwachsenen und sogar bei Kindern und Jugendlichen.
Die Ursachen liegen in der ungesunden Lebensführung, die von überkalorischer Kost und damit von Übergewicht
und Fettleibigkeit sowie von Bewegungsmangel geprägt ist. Das beginnt schon im Kindesalter und die Adipositas,
also die Fettleibigkeit, ist selbst bei Kindern und Kleinkindern nach Kiess längst keine Rarität mehr.
Mit dem Übergewicht aber steigt die Gefahr, dass schon Kinder und Jugendliche an einem Typ 2-Diabetes, der
früher auch als Altersdiabetes bezeichnet wurde, erkranken. Rund 5.000 Kindern dürften, so die Schätzungen,
hierzulande bereits heute diese gravierende Störung des Stoffwechsel aufweisen und damit auch mit einem hohen
Risiko für die Entwicklung von Herz- und Gefäßerkrankungen behaftet sein.
In kontrollierten Studien wurde andererseits gut dokumentiert, dass sich die Häufigkeit des Diabetes durch
eine Änderung des Lebensstils erheblich senken lässt und das einer finnischen Untersuchung zufolge sogar
um bis zu 58 Prozent. Primär geht es dabei um eine Reduktion des Körpergewichtes. Ebenso wichtig aber
ist eine verstärkte körperliche Aktivität und das bei Erwachsenen wie auch bei Kindern und Jugendlichen
""Wir wissen, dass die durchschnittliche Gehstrecke der Kinder in den letzten zehn Jahren um das Achtfache
gegenüber früher abgenommen hat", betonte Professor Kiess. Prävention muss nach seinen Worten
deshalb schon in den Schulen und in den Kindergärten beginne. "Schon hier muss Prävention ansetzen",
sagte Kiess. Die DDG will sich deshalb künftig noch stärker als bisher um die Prävention des Diabetes
mellitus bemühen.
Weitere Informationen und Rückfragen gerne an die
Pressestelle der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DDG)
Ansprechpartner:
Ingetraud Witte und Monika Niederwettberg
Postfach 13 51,
82027 Grünwald,
Telefon: 089 - 693 40 122,
Telefax: 089 - 693 88 911
eMail: pressestelle-DDG@wahlpr.de oder
info@wahlpr.de
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