|
Informationsdienst Wissenschaft (idw), 14.07.2001
Neue Empfehlungen der Ständigen Impfkommission
am Robert Koch-Institut erschienen
Die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut, STIKO, hat ihre Impfempfehlungen
neu gefasst und im Epidemiologischen Bulletin 28/2001 veröffentlicht. Wesentliche Veränderungen betreffen
die Pneumokokken-Impfung, die jetzt auch für unter Zweijährige mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung
infolge einer Grundkrankheit empfohlen ist, außerdem die Impfung mit einem sogenannten Konjugat-Impfstoff
gegen Meningokokken (Serogruppe C) und die Impfung gegen Windpocken, wo ebenfalls der Kreis der zu Impfenden erweitert
wurde. Neu sind auch eine Reihe von arbeitsmedizinischen Impf-Indikationen, darunter zum Beispiel die Empfehlung,
erwachsene Beschäftigte in Pädiatrie, Infektionsmedizin und Gemeinschaftseinrichtungen gegen Keuchhusten
(Pertussis) zu impfen.
"Impfungen gehören zu den wirksamsten und wichtigsten krankheitsvorbeugenden Maßnahmen der Medizin",
betont Reinhard Kurth, Präsident des Robert Koch-Instituts. Unmittelbares Ziel der Impfung ist es, den Geimpften
vor einer ansteckenden Krankheit zu schützen und das Infektionsrisiko für die Gemeinschaft zu verringern.
Bei Erreichen hoher Durchimpfungsraten können einzelne Krankheitserreger eliminiert werden, sofern der Mensch
einziger Wirtsorganismus ist. Die Eliminierung von Masern und der Poliomyelitis ist nach der weltweiten Ausrottung
der Pocken erklärtes Ziel in Deutschland.
Die STIKO gibt Empfehlungen zur Durchführung von Schutzimpfungen und zur Durchführung anderer Maßnahmen
der spezifischen Vorbeugung übertragbarer Krankheiten (§ 20 Infektionsschutzgesetz). Ihre Mitglieder
werden vom Bundesministerium für Gesundheit im Benehmen mit den obersten Landesbehörden berufen. Die
Impfempfehlungen werden alle ein bis zwei Jahre aktualisiert, zuletzt im Januar 2000, und im Epidemiologischen
Bulletin veröffentlicht. Ausführliche Bewertungen, Begründungen und Erläuterungen zu den einzelnen
Neuerungen werden in den folgenden Ausgaben des Bulletins erscheinen.
Die Änderungen im einzelnen:
Pneumokokken
Da es gegen Pneumokokken erstmals einen Konjugat-Impfstoff gibt, der ein immunologisches
Gedächtnis und damit Auffrischungsimpfungen (Boostern) ermöglicht, hat die STIKO die Impfempfehlung erweitert.
Eine Pneumokokken-Impfung, mit einem Konjugat-Impfstoff, wird nun auch für Säuglinge ab dem vollendeten
zweiten Lebensmonat bei erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge einer Grundkrankheit empfohlen (zum
Beispiel Herz-Kreislauf-Krankheiten, Krankheiten der Atmungsorgane oder Diabetes mellitus).
Pneumokokken (Streptococcus pneumoniae) sind Bakterien, die u.a. eine Lungenentzündung, Blutvergiftung (Sepsis)
oder Hirnhautentzündung verursachen können. Um einen optimalen Schutz zu erreichen soll die Impfserie
bei den gefährdeten Kindern möglichst unmittelbar nach Vollendung des zweiten Lebensmonats begonnen werden.
Meningokokken
Die STIKO empfiehlt, in Ergänzung zur bisherigen Empfehlung bei Reisen in bestimmte
Länder, erstmalig auch eine Impfung von Risikogruppen mit individuell erhöhtem Erkrankungs- und Komplikationsrisiko
(zum Beispiel Personen mit Immundefekten). Präzisiert ist außerdem das Vorgehen im Zusammenhang mit
Erkankungshäufungen in Einrichtungen oder bei regional erhöhtem Vorkommen. Meningokokken (Neisseria meningitides)
sind Bakterien, die Hirnhautentzündung (Meningitis) und Blutvergiftung (Sepsis) verursachen. Allerdings ist
bislang kein Impfstoff gegen die in Deutschland vorherrschenden Meningokokken der Serogruppe B vorhanden.
Windpocken (Varizellen)
Ergänzend zu den bereits bisher bestehenden Gründen (Indikationen) für individuell
besonders gefährdete Personen, zum Beispiel Kinder mit Tumorerkrankungen, empfiehlt die STIKO die Impfung
jetzt auch für alle empfänglichen (nicht immunen) Kontaktpersonen dieser Gefährdeten, außerdem
bei der Neueinstellungen von empfänglichen Beschäftigten in Gemeinschaftseinrichtungen für das Vorschulalter.
Geimpft werden sollen zukünftig auch alle zwölf bis fünfzehn Jahre alte Jugendliche, die bislang
weder an Varizellen erkrankt noch durch eine Impfung geschützt sind. Eine Impfung von empfänglichen Jugendlichen
verhindert die in dieser Altersgruppe drohenden schweren Erkrankungsfälle und vermindert außerdem die
Immunitätslücke und damit auch das Risiko, dass das Virus auf Ungeborene nicht immuner Schwangerer übertragen
wird, wo es schwere Schäden verursachen kann. Auch bisher war diese Impfung bereits für empfängliche
Frauen mit Kinderwunsch, sowie für Kinder mit bestimmten schweren Grunderkrankungen und deren Geschwister
und Eltern sowie für medizinisches Personal mit Kontakt zu individuellen Risikogruppen empfohlen worden.
Masern, Mumps, Röteln
Erstmalig enthalten die STIKO-Empfehlungen jetzt auch Handlungsanweisungen für Impfmaßnahmen
nach Kontakt mit dem Erreger von Masern, Mumps und Röteln (postexpositionelle Impfung): ungeimpfte beziehungsweise
nur einmal geimpfte Kinder mit Kontakt zu Personen, die an Masern, Mumps oder Röteln erkrankt sind, sollten
möglichst innerhalb von drei Tagen geimpft werden. Diese Maßnahme dient der Sicherung eines langfristigen
Impfschutzes, der Schließung von Immunitätslücken und der Verhinderung der Weiterverbreitung der
Erkrankung und ist somit ein Schritt auf dem Weg zur Elimination der Masern.
Weitere Informationen
STIKO-Empfehlungen und -Mitglieder:
www.rki.de/GESUND/IMPFEN/STIKO/STIKO.HTM
Bezugsbedingungen (Epidemiologisches Bulletin 26/2001) und Erläuterungen zu den neuen STIKO-Empfehlungen (Epidemiologisches
Bulletin 29/2001, ab 20.07.01):
www.rki.de/INFEKT/EPIBULL/EPI.HTM
Herausgeber:
Robert Koch-Institut, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Nordufer 20, D-13353 Berlin
Tel.: 01888/754-2286, Fax: 01888/754-2265
presse@rki.de
www.rki.de
Weitere Informationen finden Sie unter:
http://www.rki.de/GESUND/IMPFEN/STIKO/STIKO.HTM
http://www.rki.de/INFEKT/EPIBULL/EPI.HTM
Informationsdienst Wissenschaft (idw)
Ein Projekt der Universitäten Bayreuth, Bochum und der TU Clausthal
Im WWW: http://idw.tu-clausthal.de/
Kontakt-Adresse: idw@tu-clausthal.de
Copyright © 2001 Informationsdienst Wissenschaft (idw)
|
|