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Informationsdienst Wissenschaft (idw), 27.01.2006
Diabetes-Medikamente mit weniger Nebenwirkungen
Karl-Oberdisse-Preis an RUB-Diabetologen
Für seine Forschungsarbeit zur Verbesserung von Wirkstoffen gegen Typ-II-Diabetes
mit weniger Nebenwirkungen ist der Oberarzt Dr. Stephan Schneider (Medizinische Klinik I, Bergmannsheil, Klinikum
der Ruhr-Universität, Direktor: Prof. Dr. Harald Klein) mit dem "Karl-Oberdisse-Preis" der Nordrhein-Westfälischen
Gesellschaft für Endokrinologie und Diabetologie ausgezeichnet worden. Der mit 5000 Euro dotierte Preis, der
von der Firma Aventis gestiftet wird, wird für die beste klinische und experimentelle Arbeit auf dem Gebiet
der Endokrinologie und Diabetologie verliehen. Dr. Schneider konnte nachweisen, dass eine abgewandelte Form des
gängigen Wirkstoffs Glibenclamid wahrscheinlich ein geringeres Risiko an Unterzuckerung mit sich bringt.
Wirkung schießt über das Ziel hinaus
Beim Typ-II-Diabetes produziert die Bauchspeicheldrüse zwar noch Insulin, das der Körper zur Aufnahme
von Zucker aus dem Blut benötigt, aber die Ausschüttung erfolgt zu langsam oder zur falschen Zeit. Außerdem
reagieren die Körperzellen häufig nicht mehr ausreichend auf das Insulin, so dass immer mehr davon benötigt
wird, um Zucker aus dem Blut aufzunehmen. Diesen Mehrbedarf kann die Bauchspeicheldrüse irgendwann nicht mehr
decken: Der Blutzuckerspiegel steigt. Wenn das Problem durch Diät und Bewegung nicht mehr in den Griff zu
bekommen ist, kommt häufig der Wirkstoff Glibenclamid zum Einsatz. Er dockt an bestimmte Rezeptoren der insulinproduzierenden
Zellen an und regt die Bauchspeicheldrüse so zur verstärkten Ausschüttung von Insulin an: Der Blutzuckerspiegel
sinkt. Allerdings dauert die Wirkung von Glibenclamid lange an und sorgt auch dann noch für eine vermehrte
Insulinproduktion, wenn der Blutzuckerspiegel nicht mehr zu hoch ist: Es droht eine Unterzuckerung (Hypoglykämie)
mit gefährlichen Folgen.
Geringeres Risiko der Unterzuckerung
Um diese Nebenwirkung zu vermindern, veränderte Dr. Schneider das Glibenclamid-Molekül. Vorangehende
Studien hatten Hinweise darauf gegeben, dass bestimmte kleine Veränderungen das Verhalten des Wirkstoffs im
Körper entscheidend beeinflussen können. Die Teile des Moleküls, die für die Bindung an den
Rezeptor der insulinproduzierenden Zellen verantwortlich sind, wurden nicht verändert. Tests mit dem veränderten
Wirkstoff ergaben eine ebenso gute Bindung an den Rezeptor wie der ursprüngliche Stoff. Die Versuche zeigten
aber auch eine signifikant kürzere hypoglykämischen Wirkung und schnellerer Clearance im Vergleich zur
Ursprungssubstanz. Dieses Ergebnis zeigt, dass das neue Molekül ein hohes Potential für die Synthese
neuer kurzwirksamer Antidiabetika bietet.
Transporter für Kontrastmittel
Wegen seiner zwölffach geringeren Fettlöslichkeit nimmt Dr. Schneider zusätzlich an, daß der
veränderte Wirkstoff nicht mehr wie die unveränderte Variante von vielen verschiedenen Zelltypen aufgenommen
wird, sondern vorwiegend von insulinproduzierenden Zellen. Daher ließe er sich auch als Transportmittel für
radioaktive Kontrastmittel verwenden, mit deren Hilfe sich in der Positions-Emissionen-Tomographie (PET) die Anzahl
der insulinproduzierenden Zellen in der
Bauchspeicheldrüse ermitteln ließe.
Weitere Informationen
Dr. Stephan Schneider, Medizinische Klinik I,
Berufsgenossenschaftliche Kliniken Bergmannsheil Bochum, Klinikum der Ruhr-Universität, Bürkle-de-la-Camp-Platz
1, 44789 Bochum, Tel. 0234/302-0, E-Mail: stephan.schneider@rub.de
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