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Informationsdienst Wissenschaft (idw), 31.01.2006
Neue Ansätze für die Diabetestherapie - Transplantation "verkapselter"
Inselzellen
50. Symposion der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie: 1. bis 4. März
2006, Congress Center Essen
Bochum - Einer Bochumer Forschergruppe ist es jetzt gelungen, für die Transplantation
vorgesehene, insulinproduzierende Inselzellen vor der Immunabwehr des Empfängers zu schützen. Die Deutsche
Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) sieht darin eine Möglichkeit, zukünftig mehr Typ 1-Diabetikern
als bisher durch eine Inselzelltransplantation zu helfen. Auf dem 50. Symposion der DGE vom 1. bis 4. März
2006 in Essen stellen die Forscher ihre Ergebnisse vor.
Ein Typ 1-Diabetes trifft meist junge Menschen. Bei dieser Form der Zuckerkrankheit kommt es zu einer vollständigen
Zerstörung der insulinproduzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse, den so genannten Inselzellen. Im
Gegensatz zu einem Typ 2-Diabetes - oft auch als Alterdiabetes bezeichnet - kann der Körper von Typ 1-Diabetikern
überhaupt kein Insulin mehr produzieren. Typ 1-Diabetiker müssen sich deshalb ein Leben lang täglich
Insulin spritzen, um ihren Blutzuckerspiegel zu normalisieren.
Obwohl heute verfügbare Insuline zunehmend besser dosierbar sind, entwickelt ein großer Teil der betroffenen
Patienten im Verlauf ihres Lebens die gefürchteten Folgeerkrankungen: vor allem Gefäßschäden,
die wiederum weitere Organe wie beispielsweise Niere, Auge, Arme und Beine in Mitleidenschaft ziehen können.
"Daher wird mit Hochdruck nach Ansätzen gesucht, die Heilung versprechen", betont Professor Dr.
med. H. Harald Klein, Mediensprecher der DGE und Direktor der Medizinischen Klinik 1 des Universitätsklinikums
Bergmannsheil in Bochum. Im Mittelpunkt steht hierbei die Transplantation von insulinproduzierenden Inselzellen.
Aus der Bauchspeicheldrüse von Organspendern gewonnen, kann der Arzt die Zellen durch Punktion der Lebervene
dem Empfänger injizieren. Technisch stellt diese Art der Transplantation heute kein Problem mehr dar. Doch
die Immunabwehr des Empfängers stößt die körperfremden Zellen ab. Deshalb benötigen diese
Patienten eine dauerhafte medikamentöse Hemmung ihres Immunsystems. Die entsprechenden Medikamente haben jedoch
zum Teil sehr unangenehme Nebenwirkungen.
Man sucht deshalb nach neuen Wegen, um die Immunsuppression verzichtbar zu machen. Den Bochumer Forschern unter
Leitung von Dr. med. Stephan Schneider gelang kürzlich ein wesentlicher Schritt in diese Richtung. Zum einen
ist es gelungen, die zu transplantierenden Inselzellen in eine spezielle Mikrokapsel einzuschließen, um sie
hierdurch vor dem Immunsystem des Empfängers zu schützen. Wie in der amerikanischen Fachzeitschrift Diabetes
(54: 687-693) Ende vergangenen Jahres veröffentlicht, überlebten in tierexperimentellen Untersuchungen
solchermaßen eingekapselten Inselzellen mehr als ein Jahr ohne jegliche Gabe von Medikamenten, die das Immunsystem
hemmen. In einem anderen viel versprechendem Ansatz ist es der Arbeitsgruppe um Dr. Stephan Schneider gelungen,
die einem Organspender entnommenen Inselzellen mit einem "antientzündlichen Cocktail" zu behandeln,
bevor man sie in diabetische Mäuse transplantierte. Hierdurch konnte das Überleben der Inselzellen ohne
Immunsuppression ebenfalls erheblich verlängert werden (Eur J Med Res, 2005).
50. Symposion der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) 1. bis 4. März 2006
Congress Center Essen, CC West - Norbertstraße; 45131 Essen
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Anna Julia Voormann
Postfach 30 11 20, 70451 Stuttgart
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