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Informationsdienst Wissenschaft (idw), 25.01.2006
Neues Angriffsziel im Kampf gegen Bauchspeicheldrüsenkrebs
Wissenschaftler der Chirurgischen Universitätsklinik Heidelberg zeigen:
Schlüsselgene beeinflussen aggressives Tumorwachstum
Die Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs bedeutet für drei Viertel der Betroffenen,
dass die bislang einzige Chance auf Heilung, nämlich eine operative Entfernung des Tumors, nicht mehr möglich
ist. Der Grund: Viele Patienten besuchen relativ spät den Arzt, da Pankreaskrebs erst zu einem fortgeschrittenen
Stadium deutliche Symptome, wie z.B. eine Gelbsucht oder Oberbauchschmerzen, verursacht. Der aggressive Tumor hat
dann bereits Tochtergeschwülste (Metastasen) im Körper der Patienten gestreut, die durch neu gebildete
Blutgefäße ernährt werden.
Bisher ist nur wenig darüber bekannt, welche molekularen Prozesse hinter dem aggressiven Tumorwachstum bei
Pankreaskrebs stecken. Ärzte und Wissenschaftler der Chirurgischen Universitätsklinik Heidelberg (Geschäftsführender
Direktor: Professor Dr. Dr. h.c. Markus W.
Büchler) haben unter der Federführung von Dr. Peter Büchler nun Schlüsselgene in den Krebszellen
identifiziert, die wesentlich zur Bildung von Metastasen und neuen Blutgefäßen beitragen. Außerdem
konnte das Heidelberger Team der Arbeitsgruppe von Professor Helmut Friess zeigen: Die Schlüsselgene unterstützen,
dass der Bauchspeicheldrüsentumor in Nerven einwächst - eine Entwicklung, die für diese Krebsart
charakteristisch ist und mit sehr starken Schmerzen einhergeht. Die erfolgreichen Arbeiten wurden in der Dezemberausgabe
der renommierten amerikanischen chirurgischen Fachzeitschrift "Annals of Surgery" vorgestellt und diskutiert.
Die Erkenntnisse könnten einen Ansatzpunkt für neue Therapiemöglichkeiten bieten. "Wenn es
uns gelingt, die veränderte Funktion dieser Gene durch neue Medikamente zu normalisieren, könnten wir
möglicherweise nicht nur das Tumorwachstum selbst, sondern auch die bisher schwer zu behandelnden Tumorschmerzen
beeinflussen", blickt Dr. Peter Büchler in die Zukunft.
Neue Blutgefäße versorgen Tumor / Krebszellen dringen in Nerven ein
Die so genannte Jagged-Genfamilie kodiert die Information für bestimmte Eiweißstoffe (Rezeptoren), welche
an der Zelloberfläche von Krebszellen verankert sind. Die Wissenschaftler konnten nachweisen, dass die Rezeptorgene
in Pankrastumorzellen gehäuft vorkommen. Die verstärkt gebildeten Rezeptoren setzen in den Krebszellen
eine Kaskade von Enzymen und Botenstoffen in Gang, die sicherstellen, dass das Krebsgeschwulst mit Blutgefäßen
und somit mit überlebenswichtigen Stoffen versorgt wird - die Grundlage für stetiges Tumorwachstum sowie
Metastasenbildung. "Außerdem trägt diese Signalkaskade dazu bei, dass die Tumorzellen sich wie
Magnete an Nerven anlagern, um in sie einzudringen", erklärt Dr. Peter Büchler.
Die veränderte Funktion der Jagged-Gene schafft dem Tumor jedoch nicht nur einen Wachstumsvorteil gegenüber
gesundem Zellgewebe. Die Forscher vermuten, dass sie auch für die Resistenz des Tumors gegenüber Chemotherapie
und Radiotherapie verantwortlich ist. Ein Grund dafür, weshalb immer noch fast 90 Prozent aller Patienten
innerhalb der ersten fünf Jahre nach Diagnosestellung sterben.
Suche nach Genblockern hat begonnen / Auszeichnung durch "European Pancreatic Club"
Weitere Untersuchungen sind nötig, um die molekularen Prozesse im Detail zu entschlüsseln, die den Tumor
so aggressiv machen. "Die Jagged-Genfamilie scheint jedoch ein effektiver Angriffspunkt im Kampf gegen Tumorwachstum
und Schmerzen zu sein", erklärt Dr. Peter Büchler. Deshalb verfolgen die Forscher nun das Ziel,
in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern der Universität Jena einen Wirkstoff zu entwickeln, der die Jagged-Gene
blockiert. "Durch unsere Ergebnisse sind wir einen Schritt weiter, Patienten mit Bauchspeicheldrüsenkrebs
in Zukunft eine
verbesserte Therapie anbieten zu können."
Der "European Pancreatic Club", die europaweit wichtigste Vereinigung von Ärzten und Wissenschaftlern
im Kampf gegen Bauchspeicheldrüsenerkrankungen, zeichnete während ihrer Jahrestagung im Juli 2005 in
Graz Dr. Peter Büchler mit dem Preis für die beste klinische Forschungsarbeit aus.
Literatur:
Buchler P, Gazdhar A, Schubert M, Giese N, Reber HA, Hines OJ, Giese
T, Ceyhan GO, Muller M, Buchler MW, Friess H: The Notch signaling
pathway is related to neurovascular progression of pancreatic cancer.
Ann Surg. 2005 Dec, 242(6):791-800, discussion 800-1.
Ansprechpartner:
Dr. Peter Büchler
Tel.: 06221 / 56 43 26
E-Mail: Peter_Buechler@med.uni-heidelberg.de
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Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Universitätsklinikums Heidelberg und der Medizinischen Fakultät
der Universität Heidelberg
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