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Informationsdienst Wissenschaft (idw), 18.01.2005
Insulinresistenz bedingt Volkskrankheiten wie Herzinfarkt, Diabetes und Krebs
Stephan Herzig erhält Preis der Novartis-Stiftung für Arterioskleroseforschung
Dr. Stephan Herzig und seine Arbeitsgruppe Molekulare Stoffwechselkontrolle im Deutschen
Krebsforschungszentrum bilden eines von vier Wissenschaftlerteams, die im Jahr 2005 Forschungsgelder der Novartis-Stiftung
für therapeutische Forschung erhalten haben. Die Heidelberger Molekularbiologen werden für ihr geplantes
Forschungsprojekt zur Arteriosklerose in den nächsten drei Jahren mit einem Betrag von 150 000 Euro gefördert.
Im Mittelpunkt der künftigen Forschungsarbeiten stehen Störungen des Insulin-abhängigen Stoffwechsels.
Das Hormon, das die Aufnahme von Zucker in Muskel-, Fett- und Leberzellen bewirkt, spielt auch eine wichtige Rolle
bei der Signalübertragung auf bestimmte Zellen des Immunsystems, so genannte Makrophagen oder Fresszellen.
Herzig verfolgt bei seiner Arbeit Hinweise, wonach diese Fresszellen gegenüber Insulin resistent werden können.
Folge: Die Zellen nehmen verstärkt Cholesterin auf. Lagern sie sich in Blutgefäßen ab, können
sich gefährliche Plaques bilden, man spricht von "Arterienverkalkung". Lösen sich die Plaques
ab, kann es zur Verstopfung der Herzkranzgefäße oder Gefäße des Gehirns kommen, mit der Folge
eines Herzinfarkts oder Schlaganfalls.
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Dr. Stefan Herzig
Quelle: DKFZ, Foto: Brigitte Engelhardt |
Stephan Herzig ist dem Protein RIP140 auf der Spur. Er stellte fest, dass dieses Molekül nicht nur in insulinresistenten
Leber- und Muskelzellen vorkommt, sondern auch in Makrophagen. "Wir glauben, dass RIP140 die fatale Cholesterinaufnahme
und die Ausschüttung von Signalstoffen kontrolliert." In neuen Studien will der Wissenschaftler diese
Annahme überprüfen. Sein langfristiges Ziel ist es, RIP140 und damit die Arterioskleroseentwicklung mit
neuen Medikamenten zu bremsen und so die Fresszellen zu zügeln.
Die Erkenntnisse sind möglicherweise auch für die Behandlung von Krebserkrankungen hilfreich, denn auch
bei der Tumorkachexie, einer häufigen Begleiterscheinung bei fortgeschrittenen Krebserkrankungen, liegt eine
Fehlsteuerung des Insulinstoffwechsels vor. Die Kachexie führt zu Auszehrung und Kräfteverfall. Mindestens
50 Prozent der Krebspatienten leiden unter diesem Symptom. Die allgemeine Schwächung der Widerstandskräfte
bewirkt, dass die Erfolgsausichten einer Behandlung wie der Chemotherapie weitaus geringer sind. Herzig hofft,
den krankheitsverursachenden Defekten im Zucker- und Fettstoffwechsel auf die Spur zu kommen. Mit seinem Team will
er Gene und Genprodukte identifizieren, die die Anfälligkeit für Stoffwechselkrankheiten erhöhen.
Im zweiten Schritt geht es darum zu prüfen, ob sich diese als Angriffspunkte für Wirkstoffe eignen. Bislang
haben die Wissenschaftler drei Kandidatengene gefunden.
Das Deutsche Krebsforschungszentrum hat die Aufgabe, die Mechanismen der Krebsentstehung systematisch zu untersuchen
und Krebsrisikofaktoren zu erfassen. Die Ergebnisse dieser Grundlagenforschung sollen zu neuen Ansätzen in
Vorbeugung, Diagnose und Therapie von Krebserkrankungen führen. Das Zentrum wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium
für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in
der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren (HGF) e.V.
Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.dkfz-heidelberg.de/de/metabolic_control/ Informationen zur Arbeitsgruppe
Dr. Julia Rautenstrauch
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Krebsforschungszentrum
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