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dpa / news aktuell - ots, 13.01.2003
"Krankenversicherte dürfen nicht auf der Strecke bleiben"
Berlin (ots) - "Die Interessen der Krankenversicherten bleiben auf
der Strecke." Diesen Vorwurf erhob heute (13.) der Verband der Krankenversicherten Deutschlands (VKVD) in
Berlin. "Offenbar interessiert niemanden, was die Versicherten und die Patienten wünschen", beklagt
VKVD-Präsident Heinz Windisch. In der Diskussion um die Gesundheitsreform stünden bei den Vorschlägen
von Politikern, Ärzten und Krankenkassen vor allem deren eigene wirtschaftliche Interessen im Vordergrund.
Der VKVD hat deshalb ein eigenes Positionspapier präsentiert, in dem er fordert, die Mitwirkungsrechte
der Patienten in einem eigenen Bundesgesetz festzuschreiben. Dies, so Windisch, sei notwendiger denn je: "Wenn
völlig neue Versorgungsformen eingeführt werden sollen, dann müssen die Patienten darüber mitentscheiden
können."
Bestrebungen, das Solidarprinzip in der GKV durch neue Versorgungsformen und Leistungsausgrenzungen auszuhebeln,
erteilte die Interessenvertretung der Krankenversicherten eine klare Absage. Auch den zurzeit diskutierten Rabatt-Modellen,
die auf eine Entsolidarisierung hinauslaufen, steht der Verband skeptisch gegenüber. "Wir lehnen solche
Modelle nicht rundheraus ab, erwarten aber eine schonungslose Analyse der Vor- und Nachteile," betonte der
VKVD-Präsident.
Kompromisslos "Nein" sagt der VKVD zu allen Überlegungen, bestimmte Kassenleistungen vom Alter
der Versicherten abhängig zu machen, wie sie eine große Krankenkasse im Bereich der Diabetes-Versorgung
angestellt habe. "Eine solche Altersdiskrimierung nehmen wir nicht hin."
Allerdings ist dem VKVD klar, das die Erhaltung des Solidarprinzips nur durch eine Verbreiterung der Finanzierungsbasis
möglich ist. Dazu schlägt er zwei Maßnahmen vor. Erstens: Die Beitragsbemessungsgrenze muss an
die höhere Versicherungspflichtgrenze angepasst werden. Zweitens: Alle Einkünfte der Versicherten, wie
etwa Kapitalerträge, müssen in die Beitragsbemessung einbezogen werden. Für die nicht lohn- und
gehaltsbezogenen Beitragsbestandteile soll jedoch nur der halbe Beitragssatz gelten. "Dies", so VKVD-Präsident
Windisch "halten wir für eine geeignete und zumutbare Maßnahme zur Stabilisierung der GKV."
Gesundheitserziehung und Krankheitsvorbeugung müssen nach Ansicht des VKVD in Zukunft mehr Gewicht bekommen.
Beides muss stärker gefördert werden, um nicht in Zukunft vor unlösbaren finanziellen Problemen
zu stehen. Der VKVD fordert dazu finanzielle Anreize. "Wer regelmäßig zur Vorsorge geht, der muss
davon auch finanziell profitieren."
"Motivierende Maßnahmen" hält auch der Bayreuther Gesundheitsökonom Professor Peter
Oberender für notwendig, denn aus eigenem Antrieb, so zeigten die Erfahrungen, würden viele Versicherte
weder zur Vorsorge gehen noch ihre Gewohnheiten ändern. Präventionsangebote der Krankenkassen könnten
zu Unterscheidungsmerkmal im Wettbewerb führen.
Überall dort, wo Vorsorge- und Kontrollmaßnahmen bereits auf die Akzeptanz stoßen, müsse
alles getan werden, um diese Motivation zu erhalten - betonte Dr. Stephan Martin vom Deutschen Diabetes-Forschungsinstitut
an der Universität Düsseldorf. Kleinliche Herumrechnerei, etwa wie viele Blutzuckerteststreifen einem
Patient zustehen, erreiche das Gegenteil. Kurzfristige Mehrkosten brächten der GKV in vielen Fällen langfristige
Entlastung. Angesichts wachsender Herausforderungen durch Zivilisationskrankheiten sei dies dringend notwendig.
Der VKVD setzt sich in seinem Positionspapier auch dafür ein, den Risikostrukturausgleich der Krankenkassen
durch ein Rückversicherungsmodell zu ersetzen. Bei Arzneimitteln sollen die bisherigen Zuzahlungsregeln durch
eine zehnprozentige Zuzahlung, maximal jedoch fünf Euro abgelöst werden.
Verband der Krankenversicherten Deutschlands e.V. (VKVD)
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