DDB Deutscher Diabetiker Bund, 15.02.2006 Kurz wirksame Analoginsuline – Fakten statt MärchenPressekonferenz des Deutschen Diabetiker Bundes (DDB)
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Prof. Dr. med. Thomas Haak |
Es werden nach den Arzneimittelrichtlinien Studien durchgeführt, in denen geklärt
wird, ob neue Substanzen krebserregend sind. Zumeist sind dies Zellkulturstudien, bei denen Zellen mit der zu untersuchenden
Substanz behandelt werden. Erhöht sich die Zellteilungsrate (Proliferationsrate) oder/und die Stoffwechselrate,
kann dies ein Indikator für eine potenziell Krebs auslösende Substanz sein. Dies wurde im Vergleich mit
dem Humaninsulin auch bei den kurz wirksamen Analoginsuline durchgeführt. Das Ergebnis: die kurz wirksamen
Analoginsuline haben dabei nicht schlechter als die Humaninsuline abgeschnitten. Prof. Haak: „Aus den vorliegenden
Daten lässt sich kein Beleg für ein krebsförderndes Potenzial der kurz wirksamen Analoginsuline
ableiten. Einige haben sogar besser als das Humaninsulin abgeschnitten. Alles andere ist eine politische Behauptung.“
Historisch wurde das Insulin der 1. Generation aus den Bauchspeicheldrüsen von Schweinen gewonnen. Der nächste
Generation wurde durch die Fortschritte in der Molekularbiologie erreicht: Humaninsulin wird auf synthetischem
Weg hergestellt werden. Es wäre heute gar nicht mehr möglich, alle Diabetiker mit Schweineinsulin, der
ersten Generation, zu versorgen.
Wenn von einem gewöhnten Medikament auf ein neues umgestellt wird, gibt es Patienten, die innerlich diesen
Prozess nicht vollziehen. Im Zuge des Umstellungsprozesses vom Schweine- auf das Normal- bzw. Humaninsulin kamen
die ersten Berichte über das Allergiepotenzial des Humaninsulin auf. Es wurden jedoch Studien durchgeführt,
die die Gefahr von Allergien nicht belegen konnten. Wenn es Allergien gäbe, dann könnten diese eher auf
Zusatzstoffe zurückzuführen sein.
Die dritte Generation bilden die kurz wirksamen Analoginsuline. Dabei wurden Aminosäure so abgeändert,
dass sie schneller zerfallen, was mit der schnelleren und kürzeren Wirksamkeit dieses künstlichen Insulins
verbunden ist. Diese neuen Insuline kommen so in der Natur nicht vor – daher auch der Name Insulin a n a l o g
a.
Das sogenannte Normalinsulin oder auch Humaninsulin wird synthetisch (künstlich) gewonnen,
ist aber im chemischen Aufbau dem natürlichen, menschlichen gleich. Die kurz wirksamen Analoginsuline – analog
steht für ähnlich – haben die gleiche Basis, sind aber eine moderne Weiterentwicklung. Die Wirkung von
Normalinsulin setzt spät ein und hält lange an. Die Konsequenz für den Patienten: Nebenwirkungen
wie Unterzuckerungen müssen durch Zwischenmahlzeiten vermieden werden. Anders bei den kurz wirksamen Analoginsuline.
Sie wirken schnell und kurz – also genau dann, wenn ihr Nutzen benötigt wird: es unterstützt den Körper
das Zuviel am Energieträger Blutzucker nach Mahlzeiten in die Zellen zu transportieren – und verhindert damit
eine Überzuckerung des Blutes, die zu Bewusstseinsstörungen oder sogar zum Koma führen kann. Danach
stellt es seine Tätigkeit ein. Anders das Normalinsulin: durch seine längere Wirkdauer wird immer wieder
Zucker in die Zellen zu transportiert – der Körper unterzuckert, was Herzrasen, Unruhe, Unkonzentriertheit,
Aggressivität etc. zur Folge haben kann. „Angesichts der Nebenwirkungen von Normalinsulin wie etwa Herzrasen
oder Unruhe liegt es nahe, dass es sich nicht für jeden Patienten je nach beruflicher Situation eignet. In
diesen Fällen – es sind rund 400.000 der 1,5 Millionen Diabetiker, die Insulin erhalten – ist es gut, kurz
wirksame Analoginsuline zu haben“, betont Prof. Haak. Der Leiter des Diabetes Zentrums in Bad Mergentheim hebt
hervor, dass es nicht das Ziel der Diabetologen sei, die kurz wirksamen Analoginsuline zum Regelfall zu erklären,
aber: „Kurz wirksame Analoginsuline ermöglichen es uns, individueller auf Patientenbedürfnisse zu reagieren.
Verantwortlich: Prof. Dr. med. Thomas Haak, Vorsitzender des Bundesverbandes Diabetologen in Kliniken und Leiter
des Diabetes Zentrums Mergentheim, www.bvnd.de, www.diabetes-zentrum.de Redaktion: Joachim Stier – Barthelstr.
64 – 50823 Köln – T:0221/430 82 37-6 – F: 0221/430 82 37-7 – M: 0170/2900 88 3 – E-Mail: JStier@t-online.de
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