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DDB Deutscher Diabetiker Bund, 15.02.2006
Diabetesversorgung früher und heute – oder doch wieder wie früher?
Pressekonferenz des Deutschen Diabetiker Bundes (DDB)
„Diabetiker wehren sich!“, Berlin, 15. Februar 2006
Berlin, 15.02.2006. Gabriele Buchholz ist von Beruf Diabetesberaterin. Aus ihrer langjährigen
Erfahrung berichtet die stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Diabetiker Bundes (DDB).
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Gabriele Buchholz |
Da ich die Sorgen und Probleme der Betroffenen kenne, freue ich mich mit ihnen über jeden Fortschritt. Unversehens
werde ich wohl aber nun selbst zu einer Betroffenen, obwohl ich gar keinen Diabetes habe. Jedoch macht es mich
betroffen, dass Regelungen zu befürchten sind, die den Fortschritt nicht nur stoppen, sondern sogar zu einem
Rückschritt führen würden. Das wäre nämlich der Fall, wenn es Einschränkungen in
der Therapiefreiheit der Ärzte im Bezug auf die Verordnung von modernen, kurz wirksamen Analoginsulinen für
Menschen mit Typ-2-Diabetes geben würde.
Meine Gedanken gehen zurück: Vor 20 Jahren wurden den Menschen mit Diabetes in der Schulung oder vom Arzt
Verhaltensregeln aufgestellt, die die Patienten mit Schaudern erfüllen mussten. Der Alltag musste genau nach
Plan und Uhrzeit sowie mit der Küchenwaage verlaufen. Spritzen mit der Spritze, für ältere Menschen
gab es zwar auch Mischinsulin, aber die Genauigkeit der Verabreichung unterlag der Geübtheit des Betroffenen.
Blutzuckerkontrolle fand alle vier bis zwölf Wochen in der Praxis statt. Der Fastentag vor der Kontrolle war
üblich. Die Nahrung wurde sehr genau gewogen, wenn es hieß: 100 g Apfel, dann durften es keine 90 g,
aber auch keine 110 g sein. Diabetes bedingte Komplikationen waren sehr schnell die Folge. Oder es passierte gar
nichts, da „man(n) oder frau“ nur ein bisschen Zucker hatte.
Ein Betroffener sagte mal zu mir: „Ich wiege die Nahrungsmittel sehr genau aus.“ Auf meine Frage, was er mit dem
Rest mache, antwortete er: „Den esse ich vorher auf, aber ich habe genau gewogen.“ Nicht gerade ein Vorbild, aber
Realität.
Die positive Entwicklung brachte es mit sich, dass die Betroffenen ihre Lebensgewohnheiten heute weitgehend so
gestalten können wie die Nicht-Diabetiker. Das ist besonders deshalb eine Errungenschaft, weil es immer mehr
jüngere Menschen mit Diabetes mellitus, Typ 2, gibt. Ihnen ist ein geregelter Tagesablauf kaum möglich.
Nur eine Therapieflexibilität mit Blutzucker-Selbstkontrolle, Anpassung der Insulinmenge und essen, wann es
die Arbeit oder die Familie zulassen, ermöglichen einem Betroffenen, seinen Beruf auszuüben und die Familie
unter seiner Erkrankung nicht mitleiden zu lassen.
Ich freue mich, dass wir den Betroffenen diese Freiheit geben können, und ich kann es nicht glauben, dass
ich wieder meinen alten Wissensstand hervorkramen muss, um den Menschen mit Diabetes die notwendige Disziplin beizubringen.
Und das 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr – ein Leben lang. Damit genau das nicht eintrifft, setze ich gerade
meine ehrenamtliche Tätigkeit im Deutschen Diabetiker Bund dafür ein, dem Fortschritt zum dauerhaften
Sieg zu verhelfen.
Wenn ich von Diabetes mellitus rede, weiß ich also, wovon ich spreche, und ich weiß auch, dass sich
das Leben mit der chronischen Erkrankung Diabetes mellitus dank stetiger Forschung und Entwicklung neuer Medikamente
und Hilfsmittel (Blutzucker-Messgeräte, Injektionstechniken, Insulinpumpen) kontinuierlich qualitativ verbessert
hat.
Menschen mit Diabetes sind der Inhalt sowohl meiner beruflichen, als auch meiner ehrenamtlichen Tätigkeit.
Ich arbeite seit 15 Jahren als Diabetesberaterin, habe Selbsthilfegruppen gebildet, wurde im September 1995 zur
Vorsitzenden des Deutschen Diabetiker Bundes, Landesverband Baden-Württemberg e.V., und am 30. April 2005
zur Stellvertretenden Bundesvorsitzenden gewählt.
Verantwortlich: Gabriele Buchholz, Stellv. Vorsitzende des Deutschen Diabetiker Bundes – Redaktion: Rosemarie Johannes,
Goethestr. 27, 34119 Kassel, Tel.: 0 5 61/703 477 0, Fax: 0 5 61/703 477 1, E-Mail: info@diabetikerbund.de, www.diabetikerbund.de
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