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Informationsdienst Wissenschaft (idw), 01.02.2006
Synthetisches Molekül birgt Hoffnung für Diabetiker
Am Institut für Biochemie der RWTH Aachen wurde ein Molekül entwickelt, das zusammen
mit Insulin Krankheitssymptome von Diabetikern abschwächen könnte
Was Dr. Aphrodite Kapurniotu und ihre Forschergruppe am Institut für Biochemie an der RWTH Aachen entwickelten,
ist noch reine Grundlagenforschung. Doch bereits in diesem Stadium weckt das neue, bifunktionale Molekül "IAPP-Mimetikum"
Hoffnungen, einmal die Behandlung von Diabetikern mit Insulin unterstützen und Nebenwirkungen der Krankheit
wesentlich abmildern zu können.
Die Arbeit der Wissenschaftler begann damit, die Mechanismen von Diabetes mellitus Typ II zu analysieren. An der
auch unter dem Namen "Altersdiabetes" bekannten Stoffwechselstörung leiden weltweit mehr als 150
Millionen Men-schen, allein in Deutschland gibt es 5 Millionen Patienten, darunter mittlerweile vermehrt Kinder
und Jugendliche. Die Biochemiker nahmen das schwerlösliche Bauchspeicheldrüsenhormon IAPP, das sich um
den Zuckerstoffwechsel kümmert, unter die Lupe und
entwarfen eine neue und leicht veränderte Form. Das neu designte Molekül soll das natürliche Hormon
nachahmen und trägt deshalb den Namen "IAPP-Mimetikum". Das griechische Wort "Mimisi"
bedeutet Nachahmung.
Das neue Molekül wirkt in zweifacher Hinsicht: Es ist einerseits biologisch aktiv wie natürliches IAPP
und gleichzeitig viel löslicher, was eine medizinische Anwendung erlauben würde. Andererseits tritt es
mit dem körpereigenen IAPP in Interaktion. Dadurch wird ein Effekt verhindert, der bei 95 Prozent aller Diabetiker
eintritt: Ihre nativen IAPP Moleküle ballen sich zusammen und entwickeln so Konglomerate, die die Insulin
produzierenden Zellen der Bauspeicheldrüse zerstören.
"Noch ist es zu früh für Aussagen über mögliche Medikamente. Unser Stoff wird sicher nicht
die Einnahme von Insulin ersetzen können, aber möglicherweise mit ihm in Kombination angewendet Krankheitssymptome
abschwächen und zu einer effektiveren Behandlung des Diabetes beitragen können", erläutert
Dr. Aphrodite Kapurniotu. Bei gesunden Menschen sorgt das vom Körper produzierte Insulin zusammen mit IAPP
und Glukagon dafür, dass der Blutzuckerspiegel normal bleibt.
Diabetiker, die mit Insulin behandelt werden, leiden oft unter hohen Schwankungen des Blutzuckerspiegels und können
das Risiko, eine Über- oder Unterzuckerung zu erleiden, bisher nur wenig beeinflussen. Das neu entworfene
und dem natürlichen Stoff sehr ähnliche "IAPP-Mimetikum" ist so konfiguriert, dass es die Funktion
des nativen IAPP übernehmen könnte und somit die Regulation des Blutzuckerspiegels übernähme.
Die sehr hoffnungsvollen Ergebnisse basieren im Moment auf Untersuchungen, die auf Zellebene durchgeführt
wurden. Das nach einem komplett neuen Konzept entwickelte bifunktionale Molekül wird zurzeit international
zum Patent angemeldet - ein flankierendes Patent ist bereits in den USA erteilt - und seine Wirkung soll bald in
einem nächsten Schritt im Rahmen von Tierversuchen getestet werden. Die Fachwelt erfuhr erstmals durch die
aktuelle Ausgabe des renommierten fachübergreifenden Journals "Proceedings of the National Academy of
Sciences USA" von der Entwicklung der Aachener Forscher.
Weitere Informationen:
PD Dr. rer. Nat. Aphrodite Kapurniotu
Labor für Bioorganische und Medizinische Chemie
Institut für Biochemie
Pauwelstraße 30, 52074 Aachen
Telefon: 0241 - 80 8 88 44
E-Mail: akapurniotu@ukaachen.de
i. A. Sabine Busse
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