|
dpa / news aktuell - ots, 24.02.2003
Unentdeckter Diabetes in der Bevölkerung viel häufiger als bisher angenommen:
Was ist zu tun?
Neueste Studienergebnisse zeigen erschütternde Zahlen
Zahl der unentdeckten Diabetiker ist weitaus höher als angenommen
"Erschütternd" häufig ist in Deutschland ein unentdeckter
Diabetes: Ging man bisher davon aus, dass auf zwei diagnostizierte Diabetiker mit einem Fall einer unentdeckten
Zuckerkrankheit zu rechnen ist, so zeigen neueste Daten, dass die Situation noch weitaus gravierender ist: Demnach
leiden 8,2 Prozent der 55 bis 74Jährigen an einem Diabetes mellitus, ohne dass dieser zuvor bekannt gewesen
wäre. "Die Rate der nicht entdeckten Erkrankungen ist damit in dieser Altersgruppe ebenso hoch wie die
Rate der bekannten Diabetiker", erklärte Dr. Wolfgang Rathmann vom Deutschen Diabetes-Forschungsinstitut
in Düsseldorf bei der Präsentation der Resultate des so genannten KORA Survey 2000 (Cooperative Health
Research in the Region of Augsburg).
In der Erhebung wurde bei einer repräsentativen Stichprobe von 1.300 Einwohnern im Raum Augsburg im Alter
zwischen 55 und 74 Jahren nach einem bisher unentdeckten Typ 2-Diabetes gefahndet. Das Ergebnis: 8,4 Prozent der
Studienteilnehmer wussten, dass sie Diabetiker sind. Ebenso hoch aber war mit 8,2 Prozent die Zahl derjeniger,
die ebenfalls eine diabetische Stoffwechsellage aufwiesen, dies jedoch nicht wussten. Männer waren dabei deutlich
häufiger betroffen als Frauen und das nach Rathmann vor allem in der Gruppe der 55 bis 60Jährigen. Nach
Angaben des Wissenschaftlers muss somit hierzulande in der genannten Altersgruppe mit einem Anteil von 17 Prozent
an Diabetikern gerechnet werden. "Damit ist die Diabeteshäufigkeit in Deutschland eine der höchsten
in Europa", so Rathmann.
Blutzucker: Bei 40 Prozent der 55-74Jährigen finden sich Auffälligkeiten
Besonders bedenklich ist nach seinen Worten, dass ein Bluthochdruck sowie Fettstoffwechselstörungen bei
den Betroffenen ebenso häufig waren wie bei Patienten mit bekanntem Diabetes. Das zeigt nach Rathmann klar,
dass bereits ein deutlich erhöhtes Risiko für Herz- Kreislauferkrankungen besteht, auch wenn der Diabetes
noch nicht über Beschwerden in Erscheinung getreten ist.
Erschreckend ist nach den Worten des Mediziners ein weiterer Befund: Sieben Prozent hatten abnorme Nüchtern-Blutzuckerwerte
und bei rund 16 Prozent der Studienteilnehmer zeigte sich eine Art Vorstadium des Typ 2-Diabetes. Sie reagierten
im Zuckerbelastungstest (oraler Glukosetoleranztest) mit Auffälligkeiten im Sinne einer gestörten Glukosetoleranz.
Dabei ist bekannt, dass pro Jahr rund 6 Prozent der Personen mit einem solchen Befund einen Diabetes mellitus entwickeln
werden. "Insgesamt wiesen somit nur etwa 60 Prozent der 55 bis 74 Jährigen einen normalen Zuckerstoffwechsel
auf", mahnte der Düsseldorfer Mediziner.
Das Ergebnis dokumentiert nach Professor Dr. Werner Scherbaum, Direktor der Klinik des Deutschen Diabetes Forschungsinstitutes,
dass die Anstrengungen zur Früherkennung des Diabetes in Deutschland unbedingt intensiviert werden müssen.
Dieser Forderung schloss sich
auch Professor Dr. Peter Bottermann, München, als Sprecher der Deutschen Diabetes Gesellschaft an. Die Wissenschaftler
sprachen sich jedoch nicht für ein bevölkerungsweites Diabetes-Screening aus. Effektiver ist die Erkennungsrate
bei Personen mit den bekannten Risikofaktoren wie Übergewicht, Bluthochdruck, zu hohen Blutfettwerten und/oder
einer familiären Diabetes- Belastung. Durch ein einfaches Messen der morgendlichen Blutzuckerwerte wäre
nach Angaben der Wissenschaftler so die Mehrzahl der bis dato unentdeckten Diabetiker des KORA Survey zu entdecken
gewesen.
Pressekontakt:
Ingetraud Witte und Monika Niederwettberg
Büro für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Merscheider Str. 204,
42699 Solingen
Tel. 0212-233180
Copyright © 2003 dpa / news aktuell
|
|