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Informationsdienst Wissenschaft (idw), 01.08.2002
Langzeitschäden der Zuckerkrankheit vermeiden
helfen
Lautenschläger-Stiftung für Diabetes fördert Forschung und neue
Therapien
Am Universitätsklinikum Heidelberg wird ein neues Forschungszentrum
eingerichtet, in dem sich Internisten und Chirurgen gemeinsam mit der Erforschung und Behandlung der Zuckerkrankheit
(Diabetes) befassen. Förderer dieses interdisziplinären Projekts mit dem Namen "Lautenschläger-Stiftung
für Diabetes" ist die Manfred Lautenschläger Stiftung, Heidelberg. Der Mitbegründer der MLP
Finanzdienste Manfred Lautenschläger möchte damit einen wichtigen Beitrag dazu leisten, dass schwere
Langzeitschäden wie Nierenversagen, Herzinfarkt und Erblindung bei zuckerkranken Patienten vermieden oder
vermindert werden. Über fünf Jahre werden insgesamt 4,2 Millionen Euro für klinische Studien, Projekte
der Grundlagenforschung und den Aufbau einer interdisziplinären Spezialambulanz zur Verfügung gestellt.
Das Zentrum wird seine Arbeit am 1. Januar 2003 aufnehmen. Räume für Laborarbeiten und die diabetische
Spezialambulanz stehen im Otto-Meyerhof-Zentrum des Heidelberger Universitätsklinikums, Im Neuenheimer Feld,
zur Verfügung.
Kann psychosoziale Betreuung die Langzeitschäden bei Diabetes verhindern?
In Deutschland leiden etwa 8 Millionen Menschen an einem Diabetes. Noch fehlt es an grundlegenden wissenschaftlichen
Erkenntnissen, um wirksam Folgeschäden verhindern zu können. Forschungsarbeiten der "Lautenschläger-Stiftung
für Diabetes" werden sich u.a. mit
molekularbiologischen Veränderungen durch Diabetes befassen. So soll geklärt werden: Welche spezifischen
Proteine sind dafür verantwortlich, dass die Blutgefässe schwer geschädigt werden? Dadurch könnten
Ansatzpunkte für neue Therapien gefunden werden.
In klinischen Studien werden Therapiestrategien überprüft, für deren Wirksamkeit es gute Hinweise
aus der Grundlagenforschung gibt. "Wir werden untersuchen, ob eine psychosoziale Betreuung Langzeitfolgen
vermeiden oder abschwächen kann", erklärt Prof. Peter Nawroth, Ärztlicher Direktor der Abteilung
Endokrinologie und Stoffwechsel an der Medizinischen Universitätsklinik, Heidelberg. "Wir wissen, dass
Stress eine wichtige Rolle für die Entstehung der Arteriosklerose spielt", sagt Prof. Nawroth. Kaum untersucht
ist dagegen seine Bedeutung für den Diabetes. Dabei gibt es Hinweise, dass Stress auch den Stoffwechsel bei
Diabetes negativ beeinflusst. An insgesamt 160 Patienten soll fünf Jahre lang die Wirkung des Stressabbaus
untersucht werden. "Die Lautenschläger-Stiftung ermöglicht es uns, diese wichtige Studie durchzuführen.
Weder die pharmazeutische Industrie noch die staatlichen Förderer ständen dafür zur Verfügung,"
sagt Prof. Nawroth.
Welche Folgen haben die Blutarmut (Anämie) von Diabetikern und ihre Behandlung? Zuckerkranke Patienten, deren
Nieren versagen, haben ein hohes Risiko für einen Herzinfarkt. Wichtiger Faktor dabei ist die Anämie,
die durch das Medikament Erythropoetin behoben werden kann. In einer klinischen Studie der "Lautenschläger-Stiftung
für Diabetes" wird untersucht, wie diese Behandlung Herz und Kreislauf von Diabetikern beeinflusst. Federführend
ist das Heidelberger St. Josefskrankenhaus, dessen Abteilung für Innere Medizin unter Leitung von Prof. Christoph
Hasslacher Kooperationspartner des Universitätsklinikums in der "Lautenschläger-Stiftung für
Diabetes" ist.
Können sich die Insulin produzierenden Zellen erholen?
Chirurgischer Partner am Klinikum ist die Abteilung für Allgemein und Viszeralchirurgie unter Leitung von
Prof. Dr. Markus W. Büchler. "Wir bringen unsere langjährige Erfahrung in der Behandlung von Erkrankungen
der Bauchspeicheldrüse und deren Erforschung in die "Lautenschläger-Stiftung für Diabetes"
ein", sagt Prof. Büchler. Bei einigen Patienten, die an einem Tumor der Bauchspeicheldrüse (Pankreas)
leiden, wird ein Diabetes diagnostiziert. Warum die Patienten zuckerkrank werden, ist jedoch nicht klar. Denn nicht
der Tumor selbst scheint die Insulin produzierenden Zellen (Inselzellen) zu verdrängen, sondern vermutlich
hemmen Substanzen, die er ausschüttet, die Hormonproduktion. Dieser Frage werden Wissenschaftler des "Lautenschläger-Stiftung
für Diabetes" nachgehen.
Tumoren oder eine schwere Entzündungen des Pankreas können nur durch Entfernung eines Teil dieses Organs
behandelt werden. Dies bedeutet, dass auch Insulin produzierende Zellen entfernt werden und der Patient zum Diabetiker
werden kann. "Manchmal erholt sich der Patient, und der Zuckerstoffwechsel wird wieder normal", sagt
Prof. Büchler. Möglicherweise regenerieren sich die Inselzellen und nehmen ihre Funktion wieder auf -
oder andere Pankreaszelltypen werden zu Inselzellen umgepolt. Um diese Fragen zu klären, sollen mit Hilfe
der Lautschläger-Stiftung systematisch alle Patienten untersucht werden, denen in der Heidelberger Klinik
ein Teil des Pankreas entfernt wird.
Ansprechpartner: Dr. Annette Tuffs
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Universitätsklinikums
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