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dpa / news aktuell - ots, 16.08.2002
DMPs: KBV weist Ulla Schmidts Kritik scharf zurück
Wir stehen zu den Chroniker-Programmen, wollen aber keinen gläsernen Patienten
Berlin (ots) - "Wenn wir nicht mit den Krankenkassen unter enormem
Zeitdruck die Inhalte festgezurrt hätten, hätte Ulla Schmidt den Menschen im Juni nicht verkünden
können, Disease-Management-Programme (DMPs) zu Diabetes und Brustkrebs gingen bald an den Start. Daher ist
es völlig absurd, uns eine Blockadehaltung vorzuwerfen." Mit diesen Worten hat heute der Erste Vorsitzende
der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Dr. Manfred Richter-Reichhelm, auf den Vorwurf der Bundesgesundheitsministerin
reagiert, die KBV und andere ärztliche Organisationen boykottierten die Einführung von speziellen Behandlungsprogrammen
für chronisch Kranke.
Richter-Reichhelm wies allerdings darauf hin, dass nach Ansicht der KBV die Kombination von Chroniker-Programmen
und dem Ausgleichstopf der Krankenkassen (Risikostrukturausgleich) viele
Probleme mit sich bringe. Diese Konstruktion verleite die Kassen dazu, die Versorgung Schwerkranker primär
unter ökonomischen Gesichtspunkten zu betrachten. Der KBV-Chef sagte, er freue sich, weil inzwischen auch
immer mehr Politiker erkannt hätten, dass Risikostrukturausgleich und DMPs entkoppelt werden müssten.
Er appellierte "an die nach dem 22. September Regierenden, diese unselige Verquickung zu beenden." Richter-Reichhelm
weiter: "Wogegen wir uns wehren, ist, dass die Krankenkassen umfangreiche Daten über die Patienten erhalten
sollen, die an den Programmen teilnehmen. Einen gläsernen Patienten lehnen wir ab. Vor allem wollen wir Ärzte
nicht zu informellen Mitarbeitern der Krankenkassen degradiert werden, denen wir intime Details melden müssen.
Solche Bedingungen machten ein vertrauensvolles Miteinander im Sprechzimmer zunichte." Mit den DMPs in der
derzeit vorliegenden Form schaffe die Bundesregierung einen Präzedenzfall. Erstmalig würden die Krankenkassen
über alle Diagnosedaten ihrer Versicherten verfügen - auch über diejenigen, die mit dem eigentlichen
Chroniker-Programm nichts zu tun hätten. Der KBV-Chef rief Schmidt auf, die Versorgung Schwerkranker nicht
als Wahlkampfthema zu benutzen: "Wir sollten gemeinsam dafür kämpfen, optimale Behandlungsbedingungen
für Chroniker zu schaffen, und nicht darauf schielen, ob die eine oder andere Partei mit ihrer Haltung zu
DMPs noch einige unentschlossene Wähler einfangen kann." Richter-Reichhelm unterstrich, dass die KBV
jederzeit für Gesprächen über die Chroniker-Programme aufgeschlossen sei. Und weiter: "Im Interesse
der Patienten sind wir jederzeit bereit, mit dem Bundesgesundheitsministerium und auch dem Bundesversicherungsamt
in Verhandlungen zu treten."
Ihre Ansprechpartner:
Dr. Roland Stahl, Tel: 0221 / 4005-213
Roland Ilzhöfer, Tel: 030 / 4005-1230
Gabriele Prissok, Tel: 030 / 4005-1240
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